Welttuberkulosetag 24. März

Tuberkulose bleibt eine Gefahr!

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Gesellschaft
Die Ziele der Weltgesundheitsorganisation WHO sind in Gefahr: Eigentlich sollte die Tuberkulose bis 2050 eliminiert sein. Die aktuellen Zahlen aus Deutschland machen jedoch wenig Hoffnung.

Anlässlich des Welttuberkulosetages am 24. März 2019 meldet das Robert Koch-Institut (RKI) eine nahezu gleichbleibende Zahl der Tuberkulose-Erkrankungen (Tb) 2018 in Deutschland im Vergleich zum Vorjahr: Wurden 2017 dem RKI 5.468 Tb-Fälle gemeldet, waren es 2018 immerhin noch 5.429 (Stand 1. März 2019). Um das von der WHO gesetzte Ziel einer vollständigen Elimination der Tuberkulose bis 2050 zu erreichen, müsste die Prävalenz der Erkrankung jedoch um jährlich rund zehn Prozent zurückgehen.

WHO und BMG beraten auf gemeinsamer Tagung

Nachdem die Tuberkulose 2018 erstmals Thema in der Generalversammlung der Vereinten Nationen war, bemüht sich die WHO, in den entwickelten Industriestaaten Ressourcen für den Kampf gegen Tb zu aktivieren. Am 19. März 2019 tagen Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums und des WHO-Regionalbüros Europa in Berlin, um über die weiteren Schritte zu beraten.

Deutschland verfügt laut RKI über „modernste Diagnoseverfahren, wirksame Medikamente, nationale Leitlinien und ein gutes Überwachungssystem. Dennoch werden Erkrankte erst spät diagnostiziert“. Dies zeige, dass weitere Anstrengungen notwendig sind, um die gesetzten Ziele für 2050 zu erreichen. Im Epidemiologischen Bulletin hebt das RKI insbesondere die Bedeutung der Früherkennung sowie die, trotz oder gerade aufgrund der Seltenheit des Auftretens, differentialdiagnostischen Berücksichtigung der Tb hervor.

Immer noch eine der häufigsten Infektionskrankheiten weltweit

Tuberkulose zählt neben HIV und Malaria weiterhin zu den häufigsten Infektionskrankheiten mit weltweit circa 9 Millionen Neuerkrankungen pro Jahr. Mit einer Mortalität von 1,4 Millionen Fällen jährlich und als Haupttodesursache HIV-positiver Patienten ist die Tuberkulose die häufigste zum Tode führende behandelbare bakterielle Infektions­krankheit bei Jugendlichen und Erwachsenen.

Tb-Fälle in Deutschland

Im Jahr 2017 wurden in Deutschland insgesamt 5.486 Tuberkulosen registriert, was einer Inzidenz von 6,7 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner entspricht. Damit sind die Erkrankungszahlen nach der deutlichen Zunahme im Jahr 2015 (5.834 Fälle; Inzidenz 7,1) und der weitgehend unveränderten Situation in 2016 (5.949 Fälle; Inzidenz 7,2) wieder rückläufig, wenn auch auf einem vergleichsweise hohen Niveau.

Insgesamt 73 Prozent der in 2017 gemeldeten Tb-Fälle waren Patienten, die im Ausland geboren wurden. Das RKI stellt auf aufgrunddessen einen engen Zusammenhang mit der Migration heraus. Ursächlich für die Erkrankung ist das Mykobakterium tuberculosis, das in der Regel von Mensch zu Mensch übertragen wird und am häufigsten die Lungen befällt.

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Übermittelte Tuberkulosen, Deutschland, 2001 bis 2017 | RKI, 2017

Die Gefahr einer Ansteckung besteht besonders für immunsupprimierte Patientengruppen, Raucher sowie enge Kontaktpersonen von Patienten mit einer offenen Tb. Rund ein Viertel der Weltbevölkerung sind Träger des Bakteriums (latente tuberkulöse Infektion - L TBI), bei fünf bis 15 Prozent bricht die Erkrankung im Laufe des Lebens aus.

Die Ansteckung erfolgt in der Regel nur bei einer offenen Lungen-Tb, bei der die Herde Anschluss an die Luftwege haben. Der Übertragungsweg ist aerogen (Aerosole < 5 μm Durchmesser) durch Husten oder Niesen, wobei eine Ansteckung unter anderem von der Virulenz, der Menge der inhalierten Erreger sowie der Immunkompetenzder exponierten Person abhängt. Die Virulenz ist bei einer unbehandelten Tb am höchsten, wenn säurefeste Stäbchenbakterien mikroskopisch nachweisbar sind. Extrapulmonale Tbs, die sich zum Beispiel in Knochen, Gelenken, Harnwegen, Lymphknoten oder Verdauungsorganen ansiedeln können sind seltener und weniger infektiös, können aber etwa durch Fistelbildung an die Hautoberfläche gelangen.

Orale Manifestationen

Orale Manifestationen, die einen Anteil von rund 1,5 Prozent der Gesamtheit der extrapulmonalen Tbs abbilden, können sowohl primär als auch sekundär auftreten, obgleich ein primäres Auftreten extrem selten zu beobachten ist. Bei der sekundären Manifestation kann es sich um eine Autoinfektion durch Sputum, eine lymphogene oder hämatogene Ausbreitung handeln. Das Erscheinungsbild ist vielgestaltig, zumeist handelt es sich aber um ein schmerzhaftes Ulkus, das möglicherweise mit einer Schwellung zervikaler Lymphknoten einhergehen kann.

Ebenso kann das Erscheinungsbild einem Abszess oder einer papillomatösen Raumforderung ähneln. Es kann sich um einzelne oder mehrere Ulzera handeln, die zumeist an der bukkalen Mukosa, im Vestibulum, der attached Gingiva, der labialen Mukosa oder der Zunge lokalisiert sein können. Die Gefahr einer Übertragung bei intraoralen Manifestationen ist insbesondere durch die Anwendung aerosolbildender Maßnahmen (Druckspülung) gegeben. Zu den typischen klinischen Symptomen gehören unter anderem anhaltender Husten ohne oder mit Auswurf, Gewichtsabnahme und Nachtschweiß.

Bei suspekten Läsionen an Tb denken

Bei suspekten oralen Läsionen und auffallenden pulmonalen Beschwerden ist immer an eine extrapulmonale Tb zu denken. Hier kommt dem Zahnarzt eine Schlüsselrolle zu, da die Früherkennung einer Tb entscheidenden Einfluss den Therapieerfolg haben kann. Auch bei Schleimhautläsionen ohne allgemeine Symptomatik sollte eine Tb differenzialdiagnostisch in Betracht gezogen werden, obgleich die geringe Inzidenz gepaart mit einem recht unspezifischen klinischen Bild die Diagnosestellung erschweren kann.

Differenzialdiagnostisch kommen zudem Pemphigoid, Lichen ruber mucosae, Wegener Granulomatose, Aktinomykose, nicht-infektiöse Prozesse wie zum Beispiel ein traumatisches Ulkus, Neoplasien, Aphten oder infektiöse Prozesse wie zum Beispiel primäre Syphilis in Frage. Zur Bestätigung der Verdachtsdiagnose ist eine Biopsie und histologische Aufbereitung notwendig.

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