Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung (Zi)

Umfrage: hohe Unzufriedenheit mit Telematikinfrastruktur

mg
Politik
44 Prozent der Arzt- und Psychotherapiepraxen haben mehrmals im Monat Probleme mit der Telematikinfrastruktur (TI), zeigt eine Umfrage. Rund ein Viertel klagt sogar über wöchentliche Abstürze der Software.

„Besonders oft kommt es zu Schwierigkeiten beim Auslesen der elektronischen Gesundheitskarte, gefolgt von Störungen bei klassischen TI-Anwendungen wie dem Ausstellen einer elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU)“, meldet das Zentralinstitut kassenärztliche Versorgung (Zi) mit Verweis auf eine eigene Online-Umfrage, die es mit dem Ärztenetzwerk Berlin vom 31. März bis zum 3. Juli 2023 unter 450 Berliner Praxisinhaberinnen und -inhabern sowie ihren Mitarbeitenden durchgeführt hat.

Die eAU werde von 62,5 Prozent der Praxen im Versorgungsalltag als eher erschwerend wahrgenommen, heißt es weiter. „Am ehesten erleichternd haben 46,4 Prozent den elektronischen Medikationsplan eingestuft. Noch unklar ist das Bild bei der Nutzung des elektronischen Arztbriefs.“ Dieser werde jeweils von rund einem Drittel der niedergelassenen Praxen als Erleichterung, als Belastung beziehungsweise ohne Einfluss auf den Arbeitsaufwand gesehen.

Updates bringen oft neue Probleme

Dass wichtige TI-Anwendungen nicht genutzt werden können, begründet die Hälfte der Teilnehmenden mit der zeitaufwendigen Einführung (51,7 Prozent) und einer hohen Fehleranfälligkeit (50,4 Prozent); oftmals treten nach notwendigen Software-Updates neue oder zusätzliche Probleme auf. Werden Probleme mit dem Praxisverwaltungssystem (PVS) festgestellt, wendet sich die Mehrheit der befragten Praxen direkt an den PVS-Anbieter (75,3 Prozent).

Allerdings äußert mehr als die Hälfte Unzufriedenheit über die Erreichbarkeit der jeweiligen Servicehotline (51,5 Prozent). Zudem werden hohe allgemeine Kosten (60,7 Prozent) sowie hohe zusätzliche Kosten für den Support (55,1 Prozent) beklagt. Die Erhebung zeigt nach Einschätzung des Zi allerdings auch, dass einigen Anbietern von Praxissoftware die Umsetzung der TI-Vorgaben offenbar gut gelingt und hohe Zufriedenheitswerte erreicht werden können.

„Schotterpiste“ statt „Datenautobahn“

Ziel der Erhebung war es, Unterschiede in der Nutzerfreundlichkeit und im Service von Anbietern von Praxisverwaltungssystemen zu identifizieren und einen Einblick in die Implementierung der Telematikinfrastruktur in ambulanten Praxen zu erhalten, schreibt das Institut.

„Die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte sowie Psychotherapeutinnen und -therapeuten stehen der Digitalisierung offen gegenüber. Sie erhoffen sich von einer digitalen Vernetzung Arbeitserleichterungen. Für die Mehrheit der Praxen wird der Arbeitsalltag aber viel zu oft durch IT-Zusammenbrüche belastet, die dazu führen, dass anstatt der hilfesuchenden Patientinnen und Patienten akute Softwareprobleme behandelt werden müssen“, kommentierte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried die Ergebnisse. Insgesamt stelle sich die von der Politik versprochene Datenautobahn für die Praxen „eher als eine belastende Schotterpiste dar, auf der ein effizientes Praxis-Management massiv ins Schlingern gerät.“

Befragt wurden vom Zi 450 Praxisinhaberinnen und -inhabern, 385 vollständig abgeschlossene Fragebögen gingen in die Auswertung ein. Ausgefüllt wurden diese von niedergelassenen Ärztinnen (73,2 Prozent), niedergelassenen Psychotherapeuten (17,9 Prozent), Praxispersonal (4,2 Prozent), angestellten Ärzten (3,6 Prozent) oder sonstigem Personal (1,1 Prozent). Die Teilnehmenden hatten laut Institut ein Durchschnittsalter von 55 Jahren und waren im Durchschnitt 15 Jahre niedergelassen tätig. 60 Prozent der Teilnehmenden waren Frauen.

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