Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft

Verarbeitete Lebensmittel enthalten weiter zu viel Zucker

mg
Politik
Verarbeitete Lebensmittel enthalten weiter zu viel Zucker, Fette oder Salz. Das zeigt ein Bericht des Bericht des Max-Rubner-Instituts. Die freiwilligen Selbstverpflichtungen der Industrie funktionieren nicht.

Im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten (NRI) hat sich die Lebensmittelwirtschaft dazu verpflichtet, bis 2025 die entsprechenden Anteile zu reduzieren, damit verarbeitete Lebensmittel gesünder werden.

Der am Donnerstag veröffentlichte zweite NRI-Zwischenbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zeigt jedoch, dass die Gehalte an Zucker, Fetten und Salz nur in einigen Lebensmittelgruppen reduziert wurden, in vielen Produkten aber weiterhin zu hoch sind. Teilweise sind sogar Erhöhungen der Energie- beziehungsweise Nährstoffgehalte festzustellen, wie das vom Max Rubner-Institut (MRI) durchgeführte Produktmonitoring ergab. Das heißt: Es besteht weiterer Handlungsbedarf.

Gewinne für die Industrie – Folgekosten für die Gesellschaft

„Alle Menschen in Deutschland sollen die Chance haben, sich in ihrem Alltag so einfach wie möglich gesund und nachhaltig zu ernähren“, so Cem Özdemir. Der Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft betonte, eine gute und ausgewogene Ernährung sei schwierig, wenn in verarbeiteten Lebensmitteln viel Zucker, Salz oder Fett enthalten ist. „Schlimmstenfalls trägt ein hoher Konsum solcher Produkte zu Übergewicht und Adipositas sowie anderen ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Diabetes Typ 2 bei. Darunter leiden die Betroffenen in erster Linie, aber auch uns als Gesellschaft kommt das teuer zu stehen."

„Maßnahmen der Hersteller reichen nicht aus“

Aus gutem Grunde hätten sich die Hersteller also verpflichtet, ihre Rezepturen zu ändern. „Der zweite NRI-Zwischenbericht macht leider deutlich, dass die bisherigen Reformulierungen nicht ausreichen. Daher haben wir das MRI beauftragt, wissenschaftlich unterlegte Reduktionsziele in einem breiten Stakeholder-Prozess zu entwickeln“, so Özdemir weiter. "Diese objektive, wissenschaftlich fundierte Grundlage für weitere Reformulierungen wird mein Ministerium gegenüber der Lebensmittelwirtschaft einfordern. Wir alle tragen Verantwortung.“

Mit der im Dezember 2018 verabschiedeten NRI soll eine ausgewogene Nährstoff- und Energieversorgung der Bevölkerung unterstützt und dadurch ein Beitrag zur Verringerung der Häufigkeit von Übergewicht, Adipositas und ernährungsmitbedingten Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen, geleistet werden. Bislang liegen im Rahmen der NRI Selbstverpflich­tungen von elf Verbänden der Lebensmittelwirtschaft vor.

Milchprodukte mit Kinderoptik: weiter mehr als 10 Prozent Zucker

Bisherige Folge: In einigen Produktgruppen haben Reduktionen der Zucker-, Fett-, Salz- und teilweise auch der Energiege­halte stattgefunden. „Allerdings ist auch erkennbar, dass die Reduktionsbemühungen der Lebensmittelwirtschaft in den vergangenen Jahren teilweise nachgelassen haben oder zum Stillstand gekommen sind“, schreibt das BMEL. „Auch wurden in einigen Produktgruppen Erhöhungen der Energie- beziehungsweise Nährstoffgehalte festgestellt.“ 

Bei Joghurtzubereitungen sei im Vergleich zur ersten Folgeerhebung im Jahr 2019 lediglich eine Zuckerreduktion um sechs Prozent sichtbar, bei gesüßten Quarkzubereitungen nicht einmal diese. Die Zuckergehalte in gesüßten Milchprodukten mit Kinderoptik blieben seit 2019 mit durchschnittlich 11,5 g/100 g im Jahr 2022 „hoch, das Reduktions­tempo hat sich verlangsamt“, so der Bericht. 

Erfrischungsgetränke: nur 0,3 Gramm weniger Zucker pro 100 ml

In der Gesamtstichprobe der Erfrischungsgetränke zeigte sich zwischen 2018 und 2022 zwar eine Reduktion der Zuckergehalte um fünf Prozent (0,3 g/100 ml), jedoch keine signifikante Veränderung im Vergleich zur ersten Folgeerhebung 2019. Bei fruchthaltigen Getränken mit Zuckerzusatz gab es zwischen 2018 und 2022 keine signifikanten Veränderungen in den Zuckergehalten. 

Immerhin: Bei Feingebäck konnte zwischen 2016 und 2021 eine durchschnittliche Zuckerreduktion um sieben Prozent (2,1 g/100 g) beobachtet werden. Dafür stiegen jedoch die Gehalte an Fett und gesättigten Fettsäuren um 4,3 beziehungsweise 4,8 Pro­zent. Die Zuckerreduktionen wurden auch nur in sieben von 32 untersuchten Produktuntergruppen festgestellt. 

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