Telemedizin versus Präsenzarzt

Videotelefonie ist genauso gut!

nb/pm
Praxis
Digitale Medizin ist offenbar eine sichere, günstigere und zeitsparende Alternative in der Nachsorge kinderchirurgisch behandelter Kinder. Zu dem Ergebnis kommt eine Studie der Universitätsmedizin Mainz.

Für ihre randomisierte Studie arbeiteten die Wissenschaftler der Klinik und Poliklinik für Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Mainz mit zwei gleichgroßen Gruppen von jeweils 112 Patienten, die vorher in der Kinderchirurgie behandelt wurden.

Eine Gruppe wurde in der Nachsorge telemedizinisch betreut. Dabei kam die Videotelefonie mit digitaler Verbindung zwischen dem Zuhause des Patienten und dem behandelnden Arzt in der Klinik zum Einsatz. Die Vergleichsgruppe war für die Nachsorge vor Ort in der Ambulanz der Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Mainz physisch anwesend.

Die Studienergebnisse sind jüngst im Fachmagazin "Journal of Pediatric Surgery" veröffentlicht worden. Demnach ist eine via Online-Video-Kommunikation durchgeführte Nachsorge kinderchirurgisch behandelter Kinder medizinisch sicher.

Wichtig: Der Augenkontakt zwischen Arzt und Patient muss gegeben sein!

Die Qualität der Datenübertragung sei außerdem so gut gewesen, "dass eine klinische Interpretierbarkeit sehr gut möglich war und sich alle wichtigen klinischen Befunde für eine umfassende Nachsorge diagnostizieren ließen", berichtet Dr. Jan Gödeke, Oberarzt an der Klinik für Kinderchirurgie der Universitätsmedizin Mainz. Die telemedizinische Versorgungsform sei den etablierten Versorgungsformen des deutschen Gesundheitssystems vielfach nicht unterlegen.

Ein Grund dafür sei unter anderem, dass auch in der Videokommunikation ein direkter Augenkontakt zwischen Arzt und Patient möglich ist.

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Der besondere Vorteil der Telemedizin bestehe zudem darin, dass sie "zeit- und ressourcensparend" sowie "ortsunabhängig" durchgeführt werden könne. Bei wesentlich geringerem Zeitaufwand für die Nachsorge, minimiere sich bei den Patienten und ihren Eltern organisatorische und finanzielle Aspekte wie beispielsweise Reisekosten, Freistellung von der Arbeit/Schule oder auch Verdienstausfall. Wie die Studie zeigte, bewertete die telemedizinisch betreute Gruppe die Qualität der Nachsorge deutlich höher als die in der Klinik präsente und dort versorgte Vergleichsgruppe (77,8 Prozent versus 48 Prozent, p <0,001).

Die gewonnenen Erkenntnisse wollen die Autoren zukünftig für weitere Studien nutzen, beispielsweise für das Krankheitsbild der Ösophagusatresie (Speiseröhrenfehlbildung). Im Rahmen dieser speziellen Studie sollen deutschlandweit Kinder, die von dieser seltenen Erkrankung betroffen sind, bereits vor der Geburt und dann in den ersten Lebensjahren telemedizinisch durch ein Team aus deutschen und internationalen Experten sowie lokal versorgenden Ärzten begleitet und beraten werden.

Goedeke J., Ertl A., Zöller D., Rohleder S., Muensterer O.J.: Telemedicine for pediatric surgical outpatient follow-up: A prospective, randomized single-center trial. J Pediatr Surg. 2018 Oct 4. pii: S0022-3468(18)30632-8."Journal of Pediatric Surgery"

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