Warken will gesetzlich und privat Versicherte gleichbehandeln
Bei der Terminvergabe in Arztpraxen darf es Warken zufolge keinen Unterschied machen, ob jemand privat oder gesetzlich versichert ist. „Deshalb wollen wir das Primärarztsystem einführen. Der Hausarzt soll erste Anlaufstelle sein und sicherstellen, dass Patienten innerhalb eines bestimmten Zeitrahmens einen Termin beim Facharzt bekommen“, sagte die Ministerin den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Die Praxisgebühr soll nicht wiederkommen
Überlegungen zur Wiedereinführung einer Praxisgebühr erteilte Warken eine Absage. Es gebe viele Möglichkeiten, Praxisbesuche so zu steuern, dass die Patienten weiter gut versorgt würden, ohne sie „unnötig finanziell zu belasten“. Und weiter: „Am Ende muss eine Reform stehen, die das gute Versorgungsniveau aufrechterhält, aber trotzdem Stabilität bei den Beiträgen ermöglicht." Warken kündigte an, der dafür zuständigen Reformkommission mit auf den Weg zu geben, „dass es bei ihrer Arbeit keine Denkverbote gibt“.
Die Menschen in Deutschland gehen nach Angaben der Ministerin häufiger zum Arzt als das in anderen Ländern der Fall ist. Das führe allerdings nicht dazu, dass sie unbedingt gesünder seien oder länger leben. „Deswegen brauchen wir mehr Steuerung, um unnötige Arztbesuche zu vermeiden und um Patienten, die darauf dringend angewiesen sind, schnellere Termine bei Haus- und Fachärzten zu verschaffen“, erklärte Warken.
Die Einführung eines verbindliches Primärarztsystems ist eines der Vorhaben, das sich Union und SPD im Koalitionsvertrag vorgenommen haben. Damit sollen Patienten zielgerichteter gesteuert werden und schneller Arzttermine erhalten.
Verbraucherschützer bevorzugen Ausbau der 116117
Die Umsetzung ist allerdings umstritten. So warnte Ramona Pop, Chefin des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv), Medienberichten zufolge, das von der Regierung geplante System werde den schwierigen Zugang nicht lösen. „Ohnehin schon überlastete Hausarztpraxen werden zum Nadelöhr. Das ist nicht der richtige Weg.“ Stattdessen sprach sie sich dafür aus, die Terminservicestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen auszubauen. Angegangen werden müssten auch Fehlanreize in der ärztlichen Vergütung und Ineffizienz zwischen den Akteuren im medizinischen Sektor. „Sonst droht mit dem Primärarztsystem eine weitere Verschlechterung bei der Suche nach dem passenden Arzttermin: noch längere Wartezeiten und noch mehr Bürokratie“, warnte Pop.
Hingegen warb der Bundesvorsitzende des Hausärztinnen und Hausärzteverbands Dr. Markus Beier dafür, auf einem schon bestehenden Modell mit Hausarztverträgen der Krankenkassen aufzubauen, an dem mehr als zehn Millionen Menschen teilnehmen. „Wenn wir jetzt anfangen würden, alles komplett neu aufzubauen, dann würde das wahrscheinlich viele Jahre dauern“, so Beier.