Warum eigentlich keine halbe Sachen?
Hausärztinnen und Hausärzte bevorzugen bei der Niederlassung mit 46 Prozent die Übernahme einer Einzelpraxis, zeigt ein Bericht der apoBank. Dafür nehmen sie mittlerweile im Durchschnitt knapp 200.000 Euro in die Hand. Der größte Kostenblock bei der Praxisübernahme ist in der Regel der Kaufpreis.
Allerdings wächst der Anteil der Ausgaben für Modernisierung und Ausstattung an den Gesamtinvestitionen rasant: Sie liegen derzeit bei 78.000 Euro – das ist doppelt so viel wie vor zehn Jahren – und sind damit seit 2015 stärker gestiegen als die Übernahmepreise.
Kosten für Modernisierung und Inventar steigen schneller als die Übernahmepreise
Zwar zahlt die Mehrheit (61 Prozent) der Gründerinnen und Gründer noch immer maximal 100.000 Euro für die Übernahme einer Einzelpraxis, doch die Zahl höherpreisiger Niederlassungen steigt kontinuierlich: Ein Drittel gab zwischen 100.000 und 200.000 Euro aus, acht Prozent sogar mehr als 200.000 Euro.
Auffällig sind die Unterschiede zwischen den Übernahmen auf dem Land und in den Großstädten. So investierten hausärztliche Gründerinnen und Gründer in ländlichen Regionen im Durchschnitt insgesamt 151.700 Euro für eine Einzelpraxis, in Großstädten dagegen 205.000 Euro.
Trotz der höheren Kosten sind Metropolen nach wie vor die beliebtesten Standorte für Hausärztinnen und Hausärzte, unabhängig davon, ob es um Übernahmen, Neugründungen oder kooperative Gründungsformen geht: 37 Prozent ließen sich 2023/2024 in Großstädten nieder, 28 Prozent gründeten in Mittelstädten, 25 Prozent in Kleinstädten. Jede zehnte Niederlassung fand auf dem Land statt – das entspricht auch in etwa der Bevölkerungsverteilung in Deutschland.
Warum eine halbe Zulassung oft eine Option ist
Arbeiten in Teilzeit ist für Niedergelassene grundsätzlich auch mit einer Teilzulassung möglich: Jede fünfte Überführung einer Einzelpraxis in eine Berufsausübungsgemeinschaft (BAG) erfolgt mit halben Zulassungen. Durchschnittlich zahlen Hausärztinnen und Hausärzte in solchen Fällen weniger als die Hälfte des vollen Übernahmepreises. Der Eintritt beziehungsweise Beitritt in eine bereits bestehende BAG ist dagegen verhältnismäßig teuer und beträgt drei Viertel des Kaufpreises für eine volle Niederlassung.
„Teilzulassungen sind oftmals Übergangslösungen, da sie für alle Beteiligten die Option eines sanften Übergangs bieten. Der Abgeber kann Privates besser mit dem Beruflichen vereinbaren, ohne darauf verzichten zu müssen, sein eigener Chef zu sein. Er behält weiterhin seine Flexibilität und seine Gestaltungsfreiheit. Und der Übernehmer trägt nicht sofort die alleinige Verantwortung für die Praxisführung und das Personal“, erklärt Nicole Wortmann, Leiterin des Bereichs Gesundheitsmarkt bei der apoBank.
Für alle, die von Anfang an voll in die Selbstständigkeit einsteigen wollen, rät sie, aufs Land zu gehen, sofern die Rahmenbedingungen passen. Dort sei die Konkurrenz in der Regel deutlich kleiner, und auch die Investitionen und die laufenden Kosten seien niedriger. Wortmann: „Auch wirtschaftlich gesehen ist das Land attraktiv. Im Durchschnitt lag der Praxisüberschuss einer Einzelpraxis 2023 über dem in der Großstadt.“ Nicht zu vergessen, erinnert sie, dass es für die Selbstständigkeit in ländlichen Regionen eine Vielzahl an Fördermöglichkeiten gibt.
Die Ergebnisse basieren auf einer Stichprobe von 885 hausärztlichen Existenzgründungen, die die apoBank in den Jahren 2023 und 2024 begleitet hat. Die anonymisierten Daten hat die Bank gemeinsam mit dem Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) ausgewertet.








