Wegen Bürokratie im Gesundheitswesen benötigen Betriebe mehr Personal
Bürokratieabbau ist in aller Munde und auch erklärtes Ziel der schwarz-roten Bundesregierung. Die Umsetzung gestaltet sich allerdings schwierig: Laut einer Studie, die das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) am Montag veröffentlicht hat, ist die Belastung deutscher Betriebe durch Bürokratie in den vergangenen drei Jahren deutlich gestiegen.
Wie das Institut mitteilte, bewerten laut der Erhebung 14 Prozent der Betriebe in Deutschland ihre bürokratische Belastung im Jahr 2025 als sehr hoch. 2022 lag dieser Wert noch bei vier Prozent. Jeder zehnte Betrieb hat demnach in den vergangenen drei Jahren zudem mehr Personal eingestellt, um gesetzliche Vorgaben und Dokumentationspflichten zu erfüllen. Das entspricht nach Angaben des Instituts 325.000 zusätzlich eingestellten Beschäftigten.
Je 30 Prozent der Großbetriebe mit mindestens 250 Beschäftigten und der mittelgroßen Betriebe mit 50 bis 249 Beschäftigten geben demnach an, seit 2022 zusätzliches Personal für Verwaltungsaufgaben rekrutiert zu haben.
Demgegenüber stellten nach eigenen Angaben 16 Prozent der Betriebe mit 10 bis 49 Beschäftigten und sieben Prozent der Kleinstbetriebe mit weniger als zehn Beschäftigten mehr Personal ein, um gesetzliche Anforderungen zu erfüllen.
80 Prozent beklagen höhere Kosten
„Der Beschäftigungszuwachs zur Bewältigung der gestiegenen Bürokratie umfasst nur einen Teil der zusätzlichen Kosten, die von den Unternehmen getragen werden müssen“, erklärt IAB-Forscher André Diegmann. Insgesamt beklagen laut der Studie 80 Prozent der Betriebe höhere Kosten als Folge von gestiegener Bürokratie.
Dies führe zum Teil zu einem Verlust an Produktivität, den 55 Prozent der Betriebe festgestellt haben. Weitere 19 Prozent der Betriebe geben demnach Wettbewerbsnachteile an und 16 Prozent — insbesondere Großbetriebe — sehen in den gestiegenen Aufwendungen auch eine Hürde für Innovationen.
Datenschutz-Grundverordnung belastet am meisten
Zwei Drittel der Betriebe nennen die Datenschutz-Grundverordnung als häufigste bürokratische Belastung. Mit deutlichem Abstand folgen die EU-Verordnungen zur IT-Sicherheit mit 32 Prozent sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz mit 14 Prozent.
„Eine sinnvolle Möglichkeit wäre es, zukünftige Gesetze und Verordnungen zunächst befristet einzusetzen und mit einem ergebnisoffenen Prüfauftrag zu verbinden. Mit diesem Verfallsdatum könnte die Politik auf Basis dieser Ergebnisse die weitere Gültigkeit oder Ausgestaltung der Regelungen anpassen“, sagte IAB-Forscher Alexander Kubis.




