... wenn bloß das Titelbild nicht wäre!
Aus zm15/2016 zum Artikel $(LB296934:„Neue BEMA-Leistung: Adhäsivbrücke“|_blank)$ , zm 13/2016, S. 22ff. erreichte uns eine Klarstellung von Prof. Dr. Matthias Kern, Präsident der DGPro und Direktor der Klinik für Zahnärztliche Prothetik, Propädeutik und Werkstoffkunde am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel:
Die deutsche Gesellschaft für Prothetische Zahnmedizin und Biomaterialien (DGPro) begrüßt ausdrücklich die neuen Zahnersatz-Richtlinien bezüglich Adhäsivbrücken als altersunabhängige Regelversorgung und die Information der Zahnärzteschaft in der zm-Titelstory vom 1. Juli 2016. Gleichzeitig ist die DGPro jedoch beunruhigt, dass das zm-Titelbild ein Adhäsivbrückendesign zeigt, das wesentliche wissenschaftliche Ergebnisse der letzten Jahrzehnte ignoriert, die unter anderem auch in den zm selbst publiziert worden sind (.B. Kern M: Einflügelige Adhäsivbrücken und Adhäsivattachments – Innovation mit Bewährung. Zahnärztl. Mitt. 2005;95:2878–2884; Kern M, Kerschbaum T: Adhäsivbrücken. Gemeinsame Stellungnahme der DGZPW und DGZMK. Zahnärztl. Mitt. 2007;97:2364–2366.; Botelho MG, Ma X, Cheung GJ, Law RK, Tai MT, Lam WY: Longterm clinical evaluation of 211 two-unit cantilevered resin-bonded fixed partial dentures. J Dent 2014;42:778–784).
1. Es ist wissenschaftlich abgesichert, dass metallkeramische Adhäsivbrücken eine retentive Rillenpräparation benötigen. Mit dem in den zm dargestellten nicht-retentiven Design weisen Adhäsivbrücken ein sehr hohes Misserfolgsrisiko auf.
2. Zweiflügelige metallkeramische Adhäsivbrücken mit Adhäsivflügeln an Eckzahn und Schneidezahn bergen ein sehr hohes Misserfolgsrisiko. Erklärbar ist dies dadurch, dass Eckzahn und Schneidezahn bei Laterotrusion und Protrusion unterschiedlich ausgelenkt werden. Die daraus resultierenden Torsionsbelastungen verursachen bei elastischen Metallflügeln häufig ein unilaterales Debonding mit nachfolgendem hohem Kariesrisiko.
Das in dem zm-Beitrag dargestellte Design der Adhäsivbrücke ist daher aus fachlichprothetischer Sicht kontraindiziert. Die DGPro rät daher dringend davon ab, das in den zm dargestellte non-retentive zweiflügelige Adhäsivbrückendesign in der klinischen Behandlung von Patienten mit metallkeramischen Adhäsivbrücken anzuwenden, wenn Adhäsivbrücken als dauerhafter Zahnersatz zum Einsatz kommen sollen.
Lediglich für vollkeramische Adhäsivbrücken kann ein nonretentives Design klinisch langfristig erfolgreich angewendet werden, da Keramikflügel im Gegensatz zu Metallflügeln rigide sind und sich bei den in der Mundhöhle auftretenden Torsions- und Schälkräften im Gegensatz zu Metallflügeln nicht verbiegen. Aber auch bei vollkeramischen Adhäsivbrücken wäre die dargestellte zweiflügelige Adhäsivbrücke mit Verblockung von Eckzahn und Schneidezahn sehr kritisch zu sehen. Überzeugend positive klinische Daten für non-retentive Adhäsivpräparationen liegen nur für (einflügelige) vollkeramische Adhäsivbrücken vor.
Anmerkung der Redaktion:Den Ausführungen von Prof. Kern zum Thema Adhäsivbrücken ist inhaltlich nichts hinzuzufügen. Wir akzeptieren auch die geäußerte Kritik am Titelbild, erlauben uns allerdings den Hinweis, dass es sich bei dem Titelbild deutlich erkennbar um eine abstrahierende und simplifizierende Infografik für eine metallkeramische Adhäsivbrücke handelt. Diese hat offensichtlich keinen wissenschaftlichen Hintergrund, sondern aufgrund der Simplifizierung und Reduktion lediglich illustrierenden Charakter. Gerade weil die Abstraktion so groß ist, sehen wir keine Gefahr, dass die Abbildung seitens unserer Fachleser als Arbeitsanleitung Verwendung finden könnte. Wir werden aber bei der Auswahl zukünftiger Titelbilder diesen Aspekt besonders berücksichtigen.