„Wir leben in aufregenden und unruhigen Zeiten“
„Wir leben in aufregenden, teils aufreibenden Zeiten, mit gefühlt wöchentlichen bis täglichen neuen Krisen und Hiobsbotschaften. Es bedarf einer guten Portion Resilienz und Vertrauen, dagegen anzuarbeiten,“ sagte BZÄK-Präsident Prof. Dr. Christoph Benz zum Auftakt des diesjährigen Neujahrsempfangs der Zahnärzteschaft im Naturkundemuseum in Berlin. Benz verbreitete dennoch Zuversicht: Die zahnmedizinische Versorgung habe große Erfolge vorzuweisen und „alle Stresstests der vergangenen Jahre“ bestanden.
Thema waren auch die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). „Die BZÄK ist nicht generell gegen MVZ, sondern für eine wirksame Kontrolle von Fremdkapital und -besitz in der gesundheitlichen Versorgung,“ sagte Benz. Die vom Bundesgesundheitsministerium Ende 2022 angekündigte Regulierung zur wirksamen Kontrolle von Fremdkapital und -besitz in der Gesundheitsversorgung müsse dringlich angegangen werden.
„Die inhabergeführte Zahnarztpraxis ist der Nukleus der Patientenversorgung!“
Gleichzeitig bedürfe es einer nachhaltigen Stärkung der zahnärztlichen Niederlassung durch die Politik. Die Niederlassung in eigener Praxis müsse wieder attraktiv und zukunftsfit gemacht werden. Dazu gehöre auch der Abbau von unnützer Bürokratie. Mit der Warnemünder Erklärung und mit Beschlüssen in der Bundesversammlung habe die BZÄK bereits die Leitplanken für die Stärkung der Niederlassung gesetzt. Mit Nachdruck plädierte Benz für die freiberufliche Tätigkeit vor allem auch im ländlichen Raum: „Die inhabergeführte Zahnarztpraxis ist der Nukleus der Patientenversorgung, sie müssen wir für die Zukunft stärken.“
Mit Blick auf das rechtsextremistische Treffen im November in Potsdam warb Benz eindringlich für Vertrauen in die Demokratie. Unter großem Applaus wies er darauf hin, dass ein Gesundheitswesen ohne das große Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Migrationshintergrund nicht vorstellbar sei.
"Sie ermöglichen mit Ihrer Arbeit den Menschen, den Mund aufzumachen!“
Die stellvertretende Vorsitzende des Bundestags-Gesundheitsausschusses Dr. Kirsten Kappert-Gonther (Bündnis 90/Die Grünen) betonte, dass Demokraten gemeinsam für die Demokratie einstehen müssten.
Es gelte, hier den Mund aufzumachen, sagte sie. "Sie ermöglichen mit Ihrer Arbeit den Menschen, den Mund aufzumachen“, unterstrich sie und verwies auf die Erfolge des Berufsstands in der Prävention. Die Präventionsleistungen der Zahnärzteschaft seien so stark, dass die kurative Zahnmedizin weniger geworden sei. Auch über das Thema PAR-Behandlung müsse man reden. „Wir sind bereit für Argumente, um gemeinsame Lösungen zu finden,“ sagte sie.
„Wir stehen fest zu Demokratie, Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Toleranz. Diese Werte müssen wir bedingungslos verteidigen,“ bekräftigte auch der Vorsitzende des Vorstands der KZBV, Martin Hendges. Daneben gelte es auch, die Probleme im Gesundheitswesen zu lösen, mahnte er. Gerade der zahnärztliche Leistungsbereich habe unter Beweis gestellt, dass sich Investitionen in Prävention lohnen. Umso unverständlicher sei es aus seiner Sicht, dass die Politik die Mittel für die wirksame neue Parodontitisbehandlungsstrecke rigoros kürzt. „Das ist nicht nur kurzsichtige Sparpolitik! Das ist unverantwortlich im Sinne der Patientenversorgung!“, sagte Hendges. Eindringlich forderte er von der Politik, die Parodontitistherapie angesichts der alarmierenden Versorgungssituation sofort aus der Budgetierung herauszunehmen.
"Das ist unverantwortlich im Sinne der Patientenversorgung!“
Auch in Sachen Budgetierung, Entbürokratisierung sowie der Regulierung investorengestützter MVZ müsse endlich gehandelt werden, forderte Hendges weiter. "Wer die Vorteile der Digitalisierung im Sinne der Versorgung nutzen will, kann nicht an denen vorbeiregieren, die Digitalisierung in der Praxis leben sollen! Es ist höchste Zeit, seitens der Politik zu handeln und die Weichen wieder in die richtige Richtung zu stellen.“