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ZFA - eine Konkurrenz für Zahntechniker?

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Preisdumping, Wettbewerbsverzerrung, CAD/CAM-Schulungen für ZFA, fehlender Nachwuchs. Karola Krell, Referatsleiterin Zahntechniker/innen im Verband medizinischer Fachberufe (VmF), erzählt, warum der Berufsstand des Zahntechnikers gefährdet ist.

zm-online:  Der VmF hat kürzlich ein Positionspapier Zahntechnik verfasst. Was hat den Verband dazu veranlasst?

Karola Krell:2010 öffnete sich der Verband medizinischer Fachberufe e.V. auch für die angestellten Zahntechniker/innen, und am 24. April 2016 wurde ich von der Bundeshauptversammlung unseres Verbandes in das neu geschaffene Amt der Referatsleitung Zahntechniker/innen gewählt.

Nach über 30-jähriger Berufserfahrung als Zahntechnikerin und vielen Gesprächen mit Kolleginnen und Kollegen sowie auch durch meine ehrenamtliche Mitarbeit im Fachausschuss Zahntechnik sind mir die Anliegen und Sorgen der angestellten Zahntechniker/innen wohlbekannt.

Mir war wichtig, diese unterschiedlichen Probleme und Fragestellungen zu definieren und zu formulieren, um somit eine Basis für eine berufspolitische Positionierung unseres Verbandes zu schaffen. Wir haben das Papier in der erweiterten Bundesvorstandssitzung diskutiert und verabschiedet.

Welche Inhalte haben die von Ihnen erwähnten Teilqualifizierungsmaßnahmen für Berufsfremde im Bereich CAD/CAM?

Zum Beispiel wird in Qualifizierungsmaßnahmen von Handel und Industrie im Bereich CAD/CAM für Zahnmedizinische Fachangestellte die Herstellung von Zahnersatz mit CEREC geschult. Die Inhalte dieser 1,5-  bis 3-Tagesschulungen umfassen nach meinen Recherchen unter anderem das Erstellen eines digitalen Abdrucks, das Gestalten der Restauration, die Fertigung in der Schleifeinheit sowie das Finalisieren der Restauration, also Bemalen, Glanzbrand etc. 

Wir sind der Auffassung, dass zur Herstellung von zahntechnischen Restaurationen - dazu gehören auch Kronen und Inlays beziehungsweise Onlays - eine zahntechnische Ausbildung notwendig ist. Wesentliches fachspezifisches Wissen aus der Prothetik und Werkstoffkunde kann in der Kürze dieser Teilqualifizierung weder vermittelt noch erlernt werden.

Was macht denn hier die Industrie?

Die gesamte Branche ist im Umbruch, neue Geschäftsfelder werden erschlossen: Ich sehe das Zahntechnikerhandwerk in Gefahr, weiter zwischen die Mühlsteine unterschiedlichster Interessen zu geraten. Die Industrie entwickelt die Technik immer weiter, die natürlich verkauft werden soll.

Insbesondere Inhaber kleinerer Dentallabore haben Schwierigkeiten, die hohen Investitionssummen zu leisten, um technisch auf dem neuesten Stand sein zu können und sowohl sich selbst als auch ihre Mitarbeiter/innen entsprechend weiterzubilden. Manche Fräszentren, aber auch Labore unterbieten sich gegenseitig, um preislich selbst noch unter dem Auslandszahnersatz zu bleiben. Dabei werden häufig ungelernte Mitarbeiter/innen eingestellt, die viel billiger sind als gut ausgebildete Fachkräfte, um diese Dumpingpreise halten zu können. 

###more### ###title### "In dieser Kombination verkommt die Herstellung von Zahnersatz  zum reinen Datensatz!" ###title### ###more###

"In dieser Kombination verkommt die Herstellung von Zahnersatz  zum reinen Datensatz!"

In dieser Kombination verkommt die Herstellung von Zahnersatz  zum reinen Datensatz ohne den Anspruch auf die Individualität handwerklichen Könnens und unterstützt die viel gescholtene „Geiz ist geil“-Mentalität. Daraus resultierende mangelnde Wertschätzung, auch die monetäre, nennen viele Kolleginnen und Kollegen als Hauptgrund für die berufliche Umorientierung.  Konkurrenz aus den Zahnarztpraxen durch eigene Chairside-Lösungen, aber auch Wettbewerbsvorteile der Praxislabore schwächen das Zahntechnikerhandwerk zusätzlich.

Das heißt jedoch nicht, dass wir das Rad zurückdrehen wollen. Die Errungenschaften modernster Technologie haben Qualität und Herstellungsprozesse zahntechnischer Werkstücke revolutioniert und verändern nachhaltig unsere Arbeitswelt. Als Berufsvertretung und Gewerkschaft der angestellten Zahntechniker/innen ist uns wichtig, bei all diesen Entwicklungen auch die Interessen der Arbeitnehmer/innen zu beachten, zu wahren und diese auch durchzusetzen. Darum suchen wir mit allen Beteiligten das Gespräch, um Wege zu finden, diese gewaltigen Herausforderungen für alle zufriedenstellend bewältigen zu können.

Ist der Zahntechniker in seinen Kernkompetenzen bedroht?

Die Herstellung von Zahnersatz ist die Kernaufgabe im besonders gefahrengeneigten Zahntechnikerhandwerk. Die dafür notwendigen Kernkompetenzen werden in 3,5-jähriger Ausbildungszeit im Meisterlabor und der Berufsschule vermittelt. Zahnersatz ist ein Medizinprodukt und unterliegt besonders hohen Anforderungen in Bezug auf die verwendeten Materialien und deren Verarbeitung. Die gesammelten Erfahrungen und durch Anwendung erworbenen Fähigkeiten, also implizites Wissen eines Zahntechnikers/einer Zahntechnikerin, können nicht durch Kurzeinweisungen oder Anlernen einzelner Teilbereiche zur Herstellung komplexer Medizinprodukte befähigen. 

Wodurch ist das Berufsbild gefährdet?

Durch Delegation unserer originären Aufgaben an Berufsfremde, Preisdumping, Wettbewerbsverzerrung und viele andere Faktoren, die ich bereits genannt habe, wird der Berufsstand des Zahntechnikers gefährdet und somit letztlich das Berufsbild. Dringend benötigter Berufsnachwuchs wird unter den momentanen Arbeitsbedingungen nur schleppend generiert.

Die Altersstruktur der Beschäftigten verspricht ab spätestens 2020 durch den Renteneintritt einen starken Rückgang der Berufsangehörigen. Deswegen verteidigen wir heute das Berufsbild und das berufliche Selbstverständnis der Zahntechniker/innen, weil uns auch morgen die wohnortnahe Versorgung der Patienten mit Zahnersatz durch qualifiziertes Fachpersonal wichtig ist.

Welche Inhalte sind Ihnen besonders wichtig?

Die Digitalisierung und der Einsatz immer mehr neuer Materialien und Techniken erfordern unbedingt eine Novellierung der Ausbildungsordnung. Ein erster Schritt wurde mit den überbetrieblichen Maßnahmen bereits gegangen, doch mit der rasend schnellen Entwicklung sind aus unserer Sicht viel weitergehende Initiativen notwendig. Ich denke, dass die meisten Bereiche neu gestaltet werden müssen, insbesondere die Werkstoffkunde und die prothetischen Inhalte. Im praktischen Unterricht sollten die digitalen Fertigungstechniken vermittelt werden.

Nicht allen Auszubildenden erschließt sich die Möglichkeit, im Ausbildungsbetrieb mit diesen Technologien vertraut zu werden. Innovative Laboratorien sehen sich mittlerweile nicht mehr nur als reine Fertigungsstätten von Zahnersatz, sondern als moderne Dienstleistungsunternehmen. Dieser Anspruch erfordert gute Kommunikationsfähigkeiten, die unseren Auszubildenden schon frühzeitig vermittelt werden sollten.

Auch die Unterrichtung in Stress- und Konfliktmanagement sind sinnvoll. Im Alltag kommen mittlerweile oft Patienten ins Labor oder werden von ihrem/ihrer behandelnden Zahnarzt/Zahnärztin dorthin verwiesen. In diesem Zusammenhang erachte ich die Vermittlung gesetzlicher Grundlagen, wie das Zahnheilkundegesetz und die aktuellen Hygienerichtlinien, für unverzichtbar.

###more### ###title### "Wer haftet, wenn bei einem Zwischenfall der Patient zu Schaden kommt?" ###title### ###more###

"Wer haftet, wenn bei einem Zwischenfall der Patient zu Schaden kommt?"

Welche rechtlichen Absicherungen fordern Sie im Hinblick auf die Zusammenarbeit zwischen Zahnärzten und Zahntechnikern?

Ich möchte bei unserem Beispiel der Farb-, Form- und Funktionskontrolle und Feinanpassung einer Frontzahnrestauration bleiben, weil daran das Dilemma für uns Zahntechniker/innen sehr gut nachzuvollziehen ist. Patienten können durch diese enge Zusammenarbeit von Labor und Praxis optimal versorgt werden, das liegt im großen Interesse aller Beteiligten.

Doch angenommen, es gibt einen Zwischenfall, bei dem der Patient zu Schaden kommt. Wer haftet nun? Der Zahnarzt/die Zahnärztin, der/die den Delegationsrahmen überschritten hat? Der Laborchef, der gegen das Zahnheilkundegesetz verstoßen hat? Oder wird der/die angestellte Zahntechniker/in, dem/der dieses fürchterliche Missgeschick passiert, wegen fahrlässiger Körperverletzung und Verstoß gegen das Zahnheilkundegesetz angeklagt? Auch unzufriedene Patienten oder (ehemalige) Mitarbeiter/innen könnten Anzeige erstatten.

Deshalb fordern wir die Institutionen der Zahnärzteschaft und der Zahntechniker zur gemeinsamen Klärung auf und zu einer entsprechenden gesetzlichen Änderung. Insbesondere angestellte Zahntechniker/innen brauchen umfänglichen Schutz, damit ihre rechtliche Absicherung in jedem Falle gewährleistet ist. 

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