Der AOK-Bundesverband, der den Gipfel veranstaltet, der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) sowie die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG) fordern anlässlich des dritten Deutschen Zuckerreduktionsgipfels am 27. Oktober in Berlin wirkungsvollere Maßnahmen von der Bundesregierung, um den hohen Zuckerkonsum in Deutschland in den Griff zu bekommen.
Freiwillige Vereinbarungen reichen nicht
Dabei herrscht vor allem Konsens darüber, dass der vom Ernährungsministerium bisher favorisierte Kurs freiwilliger Vereinbarungen mit Industrie und Handel nicht mehr ausreiche. „Wenn wir die gesundheitlich bedenklich hohen Zuckerzusätze senken wollen, kommen wir mit Appellen nicht mehr weiter. Seit Langem fordern wir schon ein Werbeverbot für ungesunde Kinderlebensmittel. Jetzt braucht es weitere verbindliche Instrumente. Eine Herstellerabgabe auf zuckergesüßte Erfrischungsgetränke würde das leisten“, betont Martin Litsch, Vorstandsvorsitzender des AOK-Bundesverbandes
Problem Nummer eins bleiben zuckerhaltige Drinks
50 Gramm Zucker pro Tag empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO) – der deutsche Durchschnittskonsm liegt doppelt so hoch. Dr. Sigrid Peter, Vizepräsidentin des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), bezieht dazu klar Stellung, denn im Europa-Vergleich belegt Deutschland Platz drei: „Kinder und Jugendliche trinken im Durchschnitt bis zu einem halben Liter zuckergesüßte Erfrischungsgetränke am Tag“. Viele ihrer Kollegen sähen tagtäglich die Folgen in ihren Praxen.
Zuckersteuer in Großbritannien
2018 wurde im Vereinigten Königreich eine Taxe auf Getränke mit einem Zuckergehalt ab fünf Gramm pro 100 Milliliter erhoben. In derr Folge passten viele Hersteller die Rezepturen an, so dass der durchschnittliche Zuckergehalt in Erfrischungsgetränken auf der Insel um etwa 34 Prozent auf 2,9 Gramm pro 100 Milliliter zurückging. Zum Vergleich: Im Rahmen der Nationalen Reduktions- und Innovationsstrategie in Deutschland wurde der Zuckergehalt bei regulären Limonaden durchschnittlich nur um 0,16 Gramm von 9,08 Gramm Zucker pro 100 Milliliter auf lediglich 8,92 Gramm gesenkt. Das sind nicht einmal zwei Prozent. Ähnlich sieht es bei Cola- und Colamix-Getränken aus.
AOK-Vorstand Martin Litsch kritisiert: „Wir sprechen hier in der Breite über Reduktionen im homöopathischen Bereich. Erforderlich ist eine Senkung um mehrere Gramm, nicht Milligramm.“ In Großbritannien sei das mit der verpflichtenden Herstellerabgabe auf zu hohe Zuckerzusätze gelungen.
Keine Kommentare