Offener Brief

foodwatch kritisiert Coca-Cola-Sponsoring der EU-Ratspräsidentschaft

nb/pm
Gesellschaft
Die Verbraucherorganisation foodwatch hat das Sponsoring der rumänischen EU-Ratspräsidentschaft durch Coca-Cola scharf kritisiert. In einem offenen Brief fordert foodwatch EU-Ratspräsident Donald Tusk und die rumänische Premierministerin Viorica Dăncilă auf, die Partnerschaft mit Coca-Cola unverzüglich zu beenden.

Angesichts grassierender Fettleibigkeit und Krankheiten wie Typ-2-Diabetes sei die Zusammenarbeit "absolut unangebracht", heißt es in dem offenen Brief von foodwatch. Zudem würden solche Sponsoring-Partnerschaften das Vertrauen der Öffentlichkeit in die EU-Institutionen schwächen.

"Wenn eine der wichtigsten politischen Institutionen in Europa durch den größten Getränkekonzern der Welt gesponsert wird, ist das schlichtweg inakzeptabel", sagt Andreas Winkler von foodwatch. Die Sponsoring-Partnerschaft der EU mit Coca-Cola schade der Unabhängigkeit und Glaubwürdigkeit der Politik in Europa. "Es darf niemals der Fall sein – und auch nicht der Anschein erweckt werden –, dass ein Unternehmen Einfluss auf die politische Agenda der EU hat."

foodwatch: "Die Politik darf nicht von kommerziellen Interessen beeinflusst werden!"

Die Verbraucherschutzorganisation fordert klare Regeln zum Sponsoring von EU-Organen durch Unternehmen, um Interessenkonflikte zu vermeiden. Unter www.aktion-coke-eu.foodwatch.de startete foodwatch eine Online-Petition gegen das Sponsoring durch Coca-Cola.

Zum Hintergrund

Zum Hintergrund

Dass die EU-Ratspräsidentschaft von Unternehmen gesponsert wird, ist laut foodwatch kein Einzelfall: 2018 hat sich Österreich zum Beispiel von Audi und der Versicherungsgruppe VIG sponsern lassen, Bulgarien vom Verband der bulgarischen Getränkeindustrie und von BMW. Coca-Cola hatte bereits 2011 die polnische Präsidentschaft unterstützt. Unter anderem lieferte der Konzern 140.000 Liter Getränke für die Meetings.

foodwatch kritisiert, dass Unternehmen in dieser Weise als Sponsor auftreten. Die Politik dürfe nicht von kommerziellen Interessen beeinflusst werden. Schon der Anschein eines Interessenkonflikts sollte vermieden werden, da dies das Vertrauen in die Politik beeinträchtige.

Das Sponsoring von Coca-Cola sei nicht zuletzt deshalb problematisch, weil in Europa gerade intensiv über eine Lebensmittelampel und eine Sonderabgabe für die Hersteller stark zuckerhaltiger Getränke diskutiert werde – Regulierungen, gegen die sich Coca-Cola seit Jahren mit massiver Lobbyarbeit wehre.

"foodwatch tritt ein für eine demokratische Europapolitik, die die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in den Vordergrund stellt – und nicht die Interessen von großen Konzernen. Der massive Lobbyeinfluss der Lebensmittelindustrie muss aufhören", betont Winkler.

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