Stipendien in Zeiten der Pandemie

„Jede dritte Bewerbung hat Erfolg“

mg
Gesellschaft
Die Betriebswirtin Dr. Mira Maier entwickelte 2011 das Webportal Mystipendium.de mit einem Kommilitonen, nachdem sie für ihre Promotion selbst nach einem Stipendium gesucht hatte. Im Interview erklärt sie, wie die Pandemie auf die Lage auswirkt und warum sie ein Corona-Stipendium aufgelegt hat.

zm: Frau Dr. Maier, wie haben sich Angebot und Nachfrage auf dem Stipendienmarkt durch die Pandemie verändert?Dr. Mira Maier:

Die Nachfrage ist gestiegen, denn durch die Corona-Krise haben viele Studenten ihren Nebenjob verloren. Um ihr Studium weiterfinanzieren zu können, brauchen sie daher dringend andere Finanzierungsquellen.

Und wie hat sich das Angebot in den vergangenen drei Monaten entwickelt?

Ich habe den Eindruck, dass die Stiftungen ein größeres Bewusstsein für das Thema hatten. Wir haben selbst ein Corona-Stipendienprogramm auf den Weg gebracht.

Wie sieht dieses konkret aus?

Wir wollen mit dem Programm Studierende unterstützen, die sich für ihre Mitmenschen in der Corona-Krise einsetzen und deren Engagement bisher wenig sichtbar ist. Was zählt, ist die Wirkung, die Sichtbarkeit und der persönliche Einsatz. Denn Studenten sind besonders von der Corona-Krise getroffen. Viele haben ihre Nebenjobs verloren – umso wichtiger ist dann ein Stipendium. Wer sich zudem für andere einsetzt, dem fehlt viel Zeit für das Studium und die Suche nach einem Nebenjob.

Wie unterstützen Sie die Studierenden denn? Mit Geld?

Genau. Ein Stipendiat erhält 6.000 Euro.

Woher stammt das Geld?

Aus unseren eigenen Mitteln.

Wie finanziert sich mystipendium.de?

Wir bieten Stipendiengebern die Option an, ihr Stipendienprogramm gegen Gebühr prominenter und ausführlicher zu bewerben. Dadurch generieren wir Einnahmen.

Auf Ihrer Website schreiben Sie, dass Ihr Portal bereits eigene Stipendien im Gesamtwert von 800.000 Euro vergeben hat und Sie spätestens 2020 die 1-Million-Euro-Marke knacken wollen. Ist das schon gelungen?

Wir sind kurz davor die Marke zu knacken! Ich hoffe, dass schaffen wir bis Ende des Jahres. Das sind Gelder, die wir selbst vergeben. Wir vermitteln darüber hinaus ja auch Stipendien anderer Einrichtungen – da sind wir in einer Größenordnung von Multimillionen.

Wie viele dieser eigenen Corona-Stipendien vergibt mystipendium?

In der aktuellen Ausschreibungsrunde eines – wir vergeben regelmäßig eigene Stipendien.

Wie können sich Interessierte bewerben und welche Vergabekriterien entscheiden über den Zuschlag?

Wahlweise ein kurzer Text von 1.000 Zeichen oder kurzes Video, von maximal einer Minute Länge. Die Auswahlkriterien sind Sichtbarkeit, Wirkung und persönlicher Einsatz.

Worauf sollten (Zahn-)Medizinstudierende, die jetzt auf der Suche nach einem Stipendium sind, unbedingt achten?

1. So früh wie möglich mit der Suche beginnen – viele Stiftungen haben nur eine Deadline im Jahr, wenn diese verstrichen ist, ist die Chance oft vertan.

2. Viele Bewerbungen verschicken. Mehr Bewerbungen = höhere Erfolgschancen.

3. Fehlerfreie, personalisierte Bewerbungen verschicken, die auf die Ziele der Stiftung eingehen.

Wie groß ist der durchschnittliche Förderungsbetrag von Stipendien für (Zahn-)Medizinstudierende?

Ich schätze 6.000 Euro.

Wo rangiert der durchschnittliche Förderbeitrag für Mediziner damit im Vergleich zu Stipendien für andere Fachrichtungen?

Für Mediziner ist der Förderbetrag im Vergleich zu anderen Fachrichtungen höher.

Mit welchem Profil sind die Chancen am größten?

Es gibt mehr als 30 Auswahlkriterien, darunter auch der Wohn- und Geburtsort des Bewerbers. Auch für Kandidaten mit schlechteren Noten gibt es Stipendien. Aber natürlich hat man die höchsten Chancen mit guten Noten. Insgesamt hat jede dritte Bewerbung Erfolg.

Die Fragen stellte Marius Gießmann.

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