Datenanalyse

Nutzer finden fragwürdige Corona-Informationen vor allem auf YouTube

mg
Gesellschaft
Der Faktencheck des Rechercheportals Correctiv zeigt: WhatsApp ist der häufigste Verbreitungskanal für fragwürdige Informationen – und YouTube der Ort, an dem sie zu finden sind. Das bestätigt auch eine Studie.

Eine Datenanalyse von CORRECTIV.Faktencheck zeigt, dass YouTube in der Corona-Krise die von Nutzern am häufigsten gemeldete Plattform für fragwürdige Informationen ist. "Rund 46 Prozent der Links, die uns mit der Bitte um einen Faktencheck geschickt wurden, führen zu der Videoplattform", schreibt das Portal. Mehr als 1.400 Meldungen hatte Correctiv dazu ausgewertet.  Auf dem zweiten Platz liegen Webseiten mit 30,6 Prozent, gefolgt von Facebook mit 16,6 Prozent, lautet das Ergebnis.

Bei der Aufstellung der häufigsten Verbreitungswege steht WhatsApp an der Spitze: laut Correctiv gaben 34 Prozent der Nutzer an, die Information über den Messenger erhalten zu haben. An zweiter Stelle folgt Facebook mit 28,8 Prozent. 14,2 Prozent der Nutzer gaben als Erstkontakt YouTube direkt an, 7,6 Prozent Webseiten.

YouTube reagiert mit Löschungen und Hinweisen auf Seiten des BMG oder der WHO

Wie die Plattform weiter schreibt, sind YouTube, WhatsApp und Facebook angesichts der Probleme mit Fake-News nicht untätig. YouTube hat bisher zwar kein Faktencheck-Programm, entfernt laut Correctiv aber Videos mit nachweislich falschen medizinischen Informationen zu COVID-19. Dazu gehören laut Sprecher Georg Nolte zum Beispiel

  • Videos, in denen behauptet wird, dass das Coronavirus nicht existiere

  • Videos, die Menschen davon abhalten, sich behandeln zu lassen oder

  • Videos, die die Wirksamkeit der Leitlinien der Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder der jeweiligen Gesundheitsbehörde ausdrücklich bestreiten, was dazu führen könnte, dass Menschen gegen diese Leitlinien verstoßen.

Gleichzeitig hat die Video-Plattform nach eigenen Angaben in Absprache mit dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter den betreffenden Videos, auf der Homepage und in der YouTube-Suche Infoboxen installiert, um "möglichst viele Menschen auf die Infopanels des BMG und seiner zugeordneten Institute aufmerksam machen."

Auch eine jüngst erschienene kanadische Studie bescheinigt YouTube eine große Bedeutung als Quelle von Falschinformationen. "Mehr als ein Viertel der meistgesehenen YouTube-Videos zum Thema COVID-19 enthielten irreführende Informationen und erreichten Millionen von Zuschauern weltweit", lautet das Fazit der Autoren. Sie fordern: "Da sich die aktuelle COVID-19-Pandemie verschlimmert, müssen öffentliche Gesundheitsbehörden YouTube besser nutzen, um zeitnahe und genaue Informationen zu liefern und die Verbreitung von Fehlinformationen zu minimieren." Dies könne eine wichtige Rolle bei der erfolgreichen Bekämpfung der COVID-19-Pandemie spielen.

Für ihre Studie führten die Wissenschaftler der Universität von Ottawa am 21. März 2020 eine YouTube-Suche mit den Schlüsselwörtern "Coronavirus" und "COVID-19" durch. Die 75 meistgesehenen Videos jeder Suche wurden analysiert. Videos, die Duplikate waren, nicht in englischer Sprache, länger als eine Stunde, live und ohne Bezug zu COVID-19, wurden aus der Stichprobe ausgeschlossen. Anschließend codierten zwei Rezensenten die Quelle, den Inhalt und die Eigenschaften der verbliebenen 69 Videos, die eine kumulierte Reichweite von 257 Millionen Aufrufen hatten. Ergebnis: neunzehn Videos (mit zusammen rund 62 Millionen Aufrufen) enthielten fiktive Informationen.

Zusammenschluss gegen Falschnachrichten

Zusammenschluss gegen Falschnachrichten

www.public-health-covid19.de/images/2020/Ergebnisse/2020_05_11_Factsheet_Fake_News-V1.pdf _blank external-link-new-window

  • Menschen in Deutschland haben mehrheitlich ein gutes Wissen und Informationsverhalten zu COVID-19, sie vertrauen am ehesten der Wissenschaft und dem Wissenschaftsjournalismus

  • Falschnachrichten kommen in allen Medien vor, richten Schaden an, beziehen sich häufig auf Regierungen und internationale Organisationen (z. B. WHO) und werden durch die Social Media-Plattformen nicht konsistent gelöscht oder richtiggestellt

  • Das Richtigstellen von Falschnachrichten ist vermutlich wirksam, möglicherweise aber nicht bei allen Zielgruppen; es zeigte in den Studien keine unerwünschten Wirkungen

  • Richtigstellungen sollten von unabhängigen wissenschaftlichen und journalistischen Institutionen vorgenommen werden. Diese sollten gestärkt und unterstützt werden

Li HO, Bailey A, Huynh D, et al, "YouTube as a source of information on COVID-19: a pandemic of misinformation?", BMJ Global Health 2020;5:e002604,https://gh.bmj.com/content/5/5/e002604.info

Melden Sie sich hier zum zm Online-Newsletter an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Online-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm starter-Newsletter und zm Heft-Newsletter.