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Erste Medizin-Uni in Brandenburg

mg/dpa
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Die ersten 48 Medizinstudenten starten in der neu gegründeten Medizinischen Hochschule Brandenburg ihre Ausbildung - und sollen möglichst danach im Land bleiben. Die Initiatoren setzen auf den "Klebe-Effekt".

Es herrscht Ärztemangel auf dem Land und auch in den Brandenburger Kliniken sorgt man sich um  ärztlichen Nachwuchs. Grund genug für Professoren der großen Klinken in Neuruppin und Brandenburg/Havel, mit der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane (MHB) nach fast vier Jahren Vorbereitung eine Privat-Uni aus der Taufe zu heben.

"Der Anstoß war, dass wir zunehmend weniger und zunehmend weniger qualifizierte Studenten und Ärzte von der Charité bekommen", sagt der Prodekan für Studium und Lehre, Wilfried Pommerien. Er ist Professor für Innere Medizin am Städtischen Klinikum Brandenburg/Havel. "So haben wir uns entschlossen, unseren eigenen Nachwuchs auszubilden." Bislang hatte Brandenburg als einziges Flächenland keine Medizinische Hochschule.

Medizin von Mensch zu Mensch

48 Studenten starten am kommenden Montag (13. April) im ersten Semester Humanmedizin auf dem Campus im Gelände der Ruppiner Kliniken in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin). An diesem Freitag werden sie feierlich immatrikuliert. Unter ihnen ist Patrick Timm aus Pinneberg in Schleswig-Holstein. "Ich interessiere mich besonders für den ganzheitlichen Ansatz, der in Neuruppin verfolgt wird", sagt der 20-Jährige. "Eine Medizin von Mensch zu Mensch, anders als der Ablauf bei den großen Krankenhauskonzernen." Er hat nach dem Abitur in einem Krankenhaus gearbeitet und kann sich gut vorstellen, in einer Brandenburger Klinik oder in einer Landarztpraxis tätig zu werden.

Ebenso wie der Berliner Justus Ziegler, der seit fünf Jahren auf einen Studienplatz gewartet und als Krankenpfleger gearbeitet hat. "Ich interessiere mich besonders für die medizinische Versorgung älterer Menschen, die an der MHB einen Schwerpunkt hat", sagt der 23-Jährige. Denn die Bevölkerung in Brandenburg altert, besonders auf dem Land. "Ob Klinik oder Arztpraxis, das sieht man dann nach dem Studium, wofür man sich besonders interessiert", sagt Ziegler.

Einser-Abitur ist keine Voraussetzung

Damit passten sie bei der Auswahl der ersten Studenten genau ins Bild: Die Initiatoren der Privat-Uni wollen dem drohenden Ärztemangel im Land begegnen. Und tausende Bewerber müssen wegen des Numerus Clausus oft jahrelang auf einen Medizinstudienplatz an einer staatlichen Hochschule warten. So waren mehr als 450 Bewerbungen für das erste Semester eingegangen, denn bei der MHB ist kein Einser-Abitur Voraussetzung für die Aufnahme.

"Wir haben schon auf die Abiturnote geschaut, aber wichtiger war, dass die Bewerber eine medizinische Vorbildung haben", erläutert Pommerien. "Und sich wirklich zum Arzt berufen fühlen." So haben die Studenten schon als Pfleger, Rettungssanitäter oder Physiotherapeuten gearbeitet. Und viele kommen aus der Region Berlin-Brandenburg. Und nicht nur künftige Ärzte starten ihre Ausbildung in diesem Sommersemester. Auch 24 angehende Psychologen beginnen ihr Bachelor-Studium im Alten Gymnasium in Neuruppin.

Seminare laufen über Internet-Foren

Bis zum Jahr 2020, so das ehrgeizige Ziel, soll die Privat-Uni bereits knapp 500 Studenten der Humanmedizin und Psychologie haben. Für die Medizinerausbildung wurden bisher insgesamt 20 Professoren berufen, die Seminare werden aber auch von Oberärzten und Dozenten aus insgesamt 35 Lehrpraxen bestritten. "Schon im ersten Semester gibt es praktische Seminare in Klinken, etwa körperliche Untersuchungen von Patienten", erläutert Pommerien.

Nach vier Jahren auf dem Campus in Neuruppin wechseln die Studenten für ein Jahr ins Seminar nach Brandenburg/Havel. Ab dem siebten Semester wird die klinische Ausbildung in Krankenhäusern im ganzen Land fortgesetzt, die Seminare laufen dann im Wesentlichen über Internet-Foren. Getragen wird die MHB von den Ruppiner Klinken, dem Städtischen Krankenhaus Brandenburg/Havel und dem Herzzentrum der Immanuel-Diakonie in Bernau (Barnim).

115.000 Euro Studiengebühr

Auch die Sparkasse Ostprignitz-Ruppin und die Stadtwerke Neuruppin sind beteiligt. Doch die Kosten für eine Mediziner-Ausbildung sind im Vergleich zu anderen Studiengängen immens. Und das Land zahlt keine Zuschüsse für die Privat-Uni. Brandenburg setzt bei der Ärzte-Ausbildung weiter auf die langjährige Zusammenarbeit mit der Berliner Charité, die mit 12 brandenburgischen Kliniken Verträge als Lehrkrankenhäuser hat.  Deswegen werden für das sechs Jahre dauernde Studium auch saftige Gebühren in Höhe von insgesamt 115.000 Euro fällig.

Ein Netz von insgesamt 20 Kliniken gewährt den Studenten jedoch ein Stipendium von 80.000 Euro, das sie nicht zurückzahlen müssen, wenn sie nach dem Studium dort ihre meist fünf Jahre dauernde Facharztausbildung machen. Dahinter steckt die Hoffnung, dass die jungen Ärzte nach der langen Ausbildung in Brandenburg "kleben" bleiben. 

Brandenburgs Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) zeigt sich da aber nur verhalten optimistisch. "Die MHB hat sich damit ein hohes Ziel gesetzt", sagt sie. Aber: "Wir benötigen Ärztenachwuchs, der bereit ist, in unseren durchweg modernen Krankenhäusern mitzuarbeiten und in Arztpraxen auch im berlinfernen Raum tätig zu sein."

Private Medizin-Hochschulen gibt es vereinzelt auch in anderen Bundesländern, etwa in Hessen, Hamburg oder Nordbayern.

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