DGHO Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e. V.

Studie: Mehr Neuerkrankungen bei Krebs und mehr Krebskranke

mth/pm
NachrichtenZahnmedizin
Die Zahl der jährlich neu auftretenden Krebserkrankungen wird von 2014 auf 2025 um 52.000 Fälle auf 523.000 zunehmen. Das prognostiziert die Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO).

Einer der Gründe dafür: der demographische Wandel. Die Gesamtbevölkerung in Deutschland wird demzufolge bis 2025 um etwa 1,3 Millionen Einwohner (also um 1,6 Prozent) wachsen. Dabei würde es zu einer 20- bis 30-prozentigen Zunahme des Anteils der über 60-Jährigen und einem noch stärkeren Anstieg des Anteils der über 80-Jährigen gegenüber den Vergleichszahlen von 2014 kommen. Parallel dazu kommt es bei den zehn- bis 59-Jährigen beiderlei Geschlechts zu einer leichten Abnahme der Bevölkerungszahl im einstelligen Prozentbereich, heißt es in der Mitteilung.

Prognose aufgrund unterschiedlicher Datenquellen

Im Gegensatz zu anderen Hochrechnungen nutze die DGHO-Studie unterschiedliche Datenquellen wie Bevölkerungsregister und epidemiologische Krebsregister und modelliert die voraussichtliche Entwicklung bei wichtigen Kenngrößen wie Krebsneuerkrankungen und Prävalenzen bis auf Landkreisebene. „Dadurch werden sehr genaue und sehr differenzierte Aussagen zu den Trends bei der Krebsversorgung in Deutschland möglich, die sonst nicht ohne Weiteres ersichtlich wären“, betonte Prof. Dr. med. Carsten Bokemeyer, Vorsitzender der DGHO und Direktor der II. Medizinischen Klinik und Poliklinik für den Bereich Onkologie, Hämatologie und Knochenmarktransplantation mit der Abteilung für Pneumologie am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, bei der Vorstellung der Studie auf dem Hauptstadtkongress.

Altersassoziierte Tumore werden häufiger, Komplexität der Patienten nimmt zu

Mit Blick auf die häufigsten bösartigen Tumorerkrankungen lassen sich laut DGHO auf Basis dieser Daten unter anderem folgende Prognosen formulieren:

• Die Zahl der Krebsneuerkrankungen wird zwischen 2014 und 2025 voraussichtlich um etwa zehn Prozent auf dann über 520.000 pro Jahr zunehmen.

• Den stärksten Zuwachs an Patientenzahlen zeigen Krebsentitäten, die im Alter häufig sind: Bei Männern der Prostatakrebs, bei Frauen der Brustkrebs.

• Die höchsten relativen Zuwachsraten werden für Männer beim Harnblasenkrebs, für Frauen beim Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs erwartet.

• Die Prävalenz von Krebserkrankungen nimmt zwischen 2014 und 2025 deutlich zu, und zwar um etwa acht Prozent auf fast 3 Millionen Patientinnen und Patienten.

• Mit der demografischen Alterung steigt die Zahl der Patientinnen und Patienten, die neben Krebs an mindestens einer weiteren chronischen Erkrankung leiden. Das Gutachten analysiert die Zahlen von Krebspatientinnen und -patienten, die zusätzlich an Diabetes mellitus, chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), koronarer Herzkrankheit, Adipositas, Niereninsuffizienz oder an Demenz leiden.

Krebserkrankungen von Mundhöhle und Rachen

Krebserkrankungen von Mundhöhle und Rachen stellen eine heterogene Gruppe bösartiger Neubil­dungen dar, heißt es in der Publikation " Krebs in Deutschland für 2013/2014 " des Berliner Robert-Koch-Instituts (RKI). Histologisch kämen neben 90% Plat­tenepithelkarzinomen etwas mehr als 5% Adenokar­zinome, vor allem der Speicheldrüsen, vor. Männer erkrankten häufiger und im Mittel um drei Jahre früher als Frauen (Männer mit 63, Frauen mit 66 Jahren). Die altersstandardisierten Erkrankungs­- und Sterberaten sind bei den Frauen in den letzten 15 Jah­ren vor Veröffentlichung des Dokuments leicht angestiegen, während bei den Männern zuletzt ein Rückgang erkennbar ist, so das RKI. Bei beiden Ge­schlechtern hätten Sterberaten und Erkrankungsra­ten in den Altersgruppen ab etwa 60 Jahren eher zu­genommen, bei den jüngeren dagegen abgenommen. Insgesamt wiesen Frauen mit 59% im Vergleich zu Männern mit 48% höhere relative Fünf-­Jahres­-Über­lebensraten auf. Dazu trage ein bei Frauen geringerer Anteil durch Tabak­ und Alkoholkonsum geförderter Krebserkrankungen von Mundboden, Zunge und Rachen bei, die mit geringeren Überlebensaus­sichten verbunden sind als zum Beispiel bösartige Tumoren von Lippe und Speicheldrüsen. Nach den vorlie­genden Angaben zum Tumorstadium (in 75% bis 80% vorhanden) wird mehr als jeder dritte Tumor bei Frauen im frühen Stadium (T1) diagnostiziert, aber nur jede vierte Erkrankung bei Männern.

Risikofaktoren für Mundkrebs

Die wichtigsten Risikofaktoren für Krebserkran­kungen der Mundhöhle und des Rachens sind laut RKI jede Form von Tabakkonsum und Alkoholkonsum. Wirkten beide Faktoren zusammen, verstärke sich der Effekt. Ein weiterer Hauptrisikofaktor ist dem Institut zufolge eine chro­nische Infektion mit humanen Papillomviren (HPV), der Gruppe der Hochrisiko­-HP-­Viren. Vor allem ein Teil der Krebserkrankungen der an die Mundhöhle angrenzenden Teile des Rachens (Oropharynx) seien auf diese Viren zurückzuführen. Weitere mögliche Risikofaktoren seien eine ein­seitige, vitaminarme Ernährung und übermäßiger Fleischverzehr. Auch eine unzureichende Mundhy­giene und mechanische Irritationen, zum Beispiel durch schlecht sitzenden Zahnersatz, gelten als mög­liche Risikofaktoren. Bei Karzinomen der Lippe trage Sonnenexposition zur Krebsentstehung bei. Men­schen mit Diabetes vom Typ 2, ausgeprägter Immun­schwäche sowie einigen seltenen Vorerkrankungen weisen demzufolge ebenfalls ein höheres Risiko auf, an Tumoren der Mundhöhle oder Lippen zu erkranken. Als weitere, virale Risikofaktoren, insbesondere für Nasenrachenkarzinome, gelten Epstein-­Barr-­Vi­ren. Es gibt deutliche Hinweise, dass auch eine gene­tische Veranlagung bei der Karzinomentstehung im Kopf­-Hals­-Bereich eine Rolle spielt, schreibt die in Berlin ansässige Institution.

Quelle: www.dgho.de

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