Vorschlag des Max-Rubner-Instituts zur Nährwertkennzeichnung

Waben und Sterne - statt Ampeln

pr/mth/pm
Nachrichten
Das Max-Rubner-Institut (MRI) hat im Auftrag des Bundeslandwirtschaftsministeriums ein eigenes Modell für eine Nährwertkennzeichnung vorgeschlagen. Statt einer sogenannten Ampel soll eine Wabenstruktur mit Sternvergabe Verbrauchern helfen, Lebensmittel nach Inhaltsstoffen einzuordnen.

Das Modell, dass das MRI entworfen hat, soll laut Institut bei der Lebensmittelkennzeichnung eine Verbindung zwischen dem schaffen, was bisher schon an "Gutem" und "Vorteilhaftem" vorhanden ist und eine Brücke bauen zwischen den verschiedenen Interessen, die bei der Einführung einer Nährwertkennzeichnung zu berücksichtigen sind. Das MRI war vom Bundeslandwirtschaftsministerium beauftragt worden, ein solches Modell zu entwickeln.

"Wegweiser Ernährung"

Der Entwurf des "Wegweisers Ernährung", der jetzt vorliegt, sieht – anders als der farbig abgestufte Nutri-Score – keine Ampelfarben Rot, Gelb und Grün bei der Kennzeichnung von Lebensmitteln vor. Vorgesehen sind wabenförmige Felder, die Angaben zu fünf Inhaltsstoffen (Zucker, Fett, Salz, gesättigte Fettsäuren, Kalorien) enthalten. Ein Sternesystem – ähnlich dem von Hotelbewertungen – soll dem Verbraucher deutlich machen, wie das Lebensmittel einzuordnen ist. Die Verwendung des Modells wäre für Lebensmittelunternehmen freiwillig. Die Kennzeichnung soll auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen platziert werden.

Farbliche Hervorhebung für Inhaltsstoffe, die unter EU-Grenzwerten liegen

Farblich hervorgehoben sind die Bereiche für diejenigen Inhaltsstoffe, die unter den Grenzwerten der wissenschaftlich belegten Aussagen nach der Verordnung über nährwert- und gesundheitsbezogene Angaben der EU (Health Claims-Verordnung) liegen.

"Jeder Mensch soll weiter seine Lebensmittelauswahl frei und ohne Stigmatisierung treffen können – aber es soll ihm so leicht wie möglich gemacht werden, die Entscheidung zu treffen, die seine Gesundheit unterstützt", erläutert das MRI.

Das MRI-Modell ähnelt Lebensmittelkennzeichnungen, wie sie in Australien und Neuseeland empfohlen werden. Hingegen favorisiert etwa die Organisation foodwatch die Nutri-Score-Ampel. Foodwatch argumentiert, dass der Nutri-Score sich in ganz Europa zunehmender Beliebtheit erfreut: In Frankreich und Belgien gibt es ihn schon, und auch die Regierungen in Spanien, Portugal und Luxemburg wollen laut foodwatch die Nährwert-Ampel einführen und so für mehr Transparenz bei der Lebensmittelkennzeichnung sorgen.

Für foodwatch Nutri-Score-Ampel "verständlichste Nährwertkennzeichnung"

Vor kurzem verwies foodwatch auf eine internationale Studie, die besagt, dass die Nutri-Score-Ampel die verständlichste Nährwertkennzeichnung ist. Eine Forschergruppe der Universität Paris-Nord und der Curtin University Australien hatte in mehreren Ländern fünf Modelle zur Kennzeichnung von Nährwerten wie Zucker, Fett und Salz auf der Vorderseite von Lebensmittelverpackungen untersucht. Neben der französischen Lebensmittelampel Nutri-Score wurden die britische Lebensmittelampel ("Multiple Traffic Lights"), das in Australien und Neuseeland verwendete "Health Star Rating System", das chilenische Warnzeichen sowie eine von der Industrie entwickelte und freiwillig eingesetzte GDA-Kennzeichnung ("Reference Intakes"/"Guideline Daily Amount") verglichen. Die Nutri-Score-Ampel habe unter 1.000 befragten deutschen Verbrauchern am besten abgeschnitten, heißt es von der Organisation.

MRI-Kennzeichen wird geprüft

Gemäß Koalitionsvertrag soll ein Nährwertkennzeichnungsmodell eine verständliche und vergleichbare Front-of-Pack-Lebensmittelkennzeichnung gewährleisten und eine ausgewogene Ernährung erleichtern. Das vom MRI entwickelte Kennzeichen soll nun geprüft werden, ob und wie gut die Verbraucher die Aussagen dort verstehen und für ihre Lebensmittelauswahl einsetzen können.

 

Auf seinem 25. Kongress für Jugendmedizin in Weimar am Wochenende befasste sich auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e. V. (BVKJ) mit Strategien gegen Übergewicht bei Kindern. Dabei kritisierte er laut Medienberichten Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) für ihr Vorhaben, den Lebensmittelherstellern zu überlassen, Fett- und Zuckergehalt in ihren Produkten zu verringern. Dies sei "ein Skandal" und würde schon seit Jahren probiert. Bewirkt habe es nichts, sagte Verbandspräsident Dr. med. Thomas Fischbach den Berichten zufolge: "Wenn Sie den Sumpf trockenlegen wollen, dürfen Sie nicht die Frösche fragen". Der BVKJ fordert bereits seit längerem eine Zuckersteuer, einfache Kennzeichnungen der Inhaltsstoffe von Lebensmitteln auf den Verpackungen und ein Werbeverbot für Produkte, die sich speziell an Kinder richten. In Deutschland sind nach Verbandsangaben 1,1 Millionen Kinder und Jugendliche übergewichtig, 800.000 davon sogar stark übergewichtig.

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