KBV-Versichertenbefragung

Gassen: "Die Zahlen sind keine Eintagsfliegen!"

sg
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) macht in ihrer aktuellen Versichertenbefragung eine hohe Patientenzufriedenheit aus und kündigt eine Kampagne für die Rufnummer 116117 an. Schwachstellen sieht sie indes bei den Wartezeiten zum Facharzt.

91 Prozent der Versicherten bringen ihren Ärzten ein hohes oder sehr hohes Vertrauen entgegen, sagte der KBV-Vorsitzende Dr. Andreas Gassen bei der Vorstellung der KBV-Versichertenbefragung heute in Berlin. Gassen appellierte an die Politik, dies zur Kenntnis zu nehmen - und den Ärzten als Freiberufler weniger dirigistische Zwänge und Kontrollen aufzuerlegen unter dem Vorwand, damit die Versorgung zu verbessern.

Hohes Maß an Zufriedenheit mit der ambulanten Versorgung

Die Zahlen 2018 seien keine Eintagsfliegen: Die KBV führt bereits seit 2006 derlei Befragungen von Versicherten durch, sie alle bestätigten das hohe Maß an Zufriedenheit mit der ambulanten Versorgung, betonte Gassen.

Dies betreffe auch die Wartezeiten: Die Befragung zeige, dass der Großteil der befragten Personen in Deutschland sofort einen Termin beim Hausarzt erhält. So hätten 45 Prozent der befragten Versicherten noch am selben Tag einen Termin bekommen, 15 Prozent warteten bis zu drei Tagen und 39 Prozent über drei Tage.

Allerdings gibt es Probleme bei den Wartezeiten zum Facharzt

Auch die Frage, ob gesetzlich oder privat versichert, spielt laut Gassen so gut wie keine Rolle mehr: 30 Prozent der GKV-Versicherten und 29 Prozent der PKV-Versicherten bekamen laut Befragung noch am selben Tag einen Termin. Allerdings, so räumte Gassen ein, gebe es Probleme bei den Wartezeiten zu einem Facharzt. Hier habe die Hälfte der Patienten bis zu drei Wochen und mehr auf einen Termin warten müssen. Gassen: "Die Fachärzte sind es, um deren Verfügbarkeit wir uns mittelfristig eher kümmern müssen."

Ein weiteres Ergebnis der Befragung: Immer mehr Patienten wählen die bundesweite Rufnummer 116117 des ärztlichen Bereitschaftsdienstes, wenn sie nachts oder am Wochenende Hilfe benötigen. Hier gibt mittlerweile die Mehrheit an (53 Prozent), sich an den entsprechenden Dienst zu wenden.

Gassen führte dies auf die intensive Kommunikation über den Bereitschaftsdienst als erste Anlaufstelle außerhalb der Praxisöffnungszeiten an. Er kündigte eine groß angelegte Imagekampagne für Anfang des neuen Jahres an, um die Rufnummer in der Bevölkerung noch bekannter zu machen.

Die Befragung nahm sich auch der Pflege Angehöriger zu Hause an. Ein Ergebnis: Aktuell pflegt einer von fünf deutschsprachigen Erwachsenen jemand aus dem Familienkreis oder hat dies in der jüngsten Vergangenheit getan, führte Prof. Dr. Adelheid Kuhlmey, Direktorin des Instituts für Medizinische Soziologie und Rehabilitationswissenschaften der Charité Berlin, die die Studie mit begleitete bei der Vorstellung in Berlin aus. 57 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Pflege körperlich stark belaste.

Einer von fünf Erwachsenen pflegt einen Angehörigen

Immerhin: Von den 18 Prozent der Befragten, die angaben, eine nahestehende Person zu pflegen, haben 59 Prozent auch mit ihrem Hausarzt darüber gesprochen. Kuhlmey: "Hausärzte sind hierbei eine wichtige Unterstützung. Sie können Rückhalt bieten und auf weitere Hilfsangebote hinweisen."

Digitale Angebote kommen - der Hausarzt bleibt

In einer weiteren Befragung der KBV in Kooperation mit der Patientenprojekte GmbH zeigten sich die Patienten prinzipiell aufgeschlossen hinsichtlich digitaler und webbasierter Angebote wie Gesundheitsapps oder Videosprechstunden, so Gassen. Zwar würden viele Patienten digitale Versorgungsangebote nutzen und ärztliche Themen über das Internet googeln. Auf der anderen Seite wünschten sie sich, dass der Hausarzt als Experte die vielen Informationen bewertet und einstuft. Gassen: digitale Angebote werden den persönlichen Kontakt zwischen Arzt und Patient unterstützen, jedoch niemals ersetzen können", sagte KBV-Chef Gassen abschließend.

Die Versichertenbefragung der KBV wird seit 2006 fast jährlich von der Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Im Zeitraum vom 9. April bis zum 4. Juni 2018 wurden telefonisch über 6.000 Versicherte zu ihrer Einschätzung der Versorgungssituation in Deutschland befragt. Zusätzlich führte die Patientenprojekte GmbH eine qualitative Untersuchung mit Fokusgruppen zur Digitalisierung im Gesundheitswesen aus Sicht von Patienten durch.

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