Immer eines der wichtigsten Themen, auch diesmal: der zahnärztliche Nachwuchs. Der Ausbildungstrend sei zwar im Großen und Ganzen nicht schlecht, betonte Prof. Oesterreich. Jedoch müsse man feststellen, dass einige Zahnärzte schon während der Ausbildung aus dem Berufsbild aussteigen. Hier müsse intensiv darüber nachgedacht werden, wie diese ermutigt werden könnten, im Beruf zu bleiben. Es sei zudem Aufgabe der BZÄK, Appetit auf Berufspolitik zu machen und sich so aufzustellen, dass alle Altersgruppen im Berufsstand abgedeckt sind. Derzeit würden ergraute Männer letztendlich Entscheidungen für eine zukünftige Generation treffen: "Es ist notwendig, mit dieser Frage aktiv umzugehen, die Themenfelder aufzumachen und der jungen Generation die Möglichkeiten des Zugangs zu eröffnen."
"Bei der Prävention hingegen ist es enorm, was in den letzten Jahren passiert ist! 1991 waren wir international gesehen sogar im unteren Bereich. Klar gab es auch gesetzliche Rahmenbedingungen, die wir genutzt haben, aber auch durch eigene Initiative mit unseren Mitarbeitern haben wir es geschafft, dass die Zahnmedizin anders wahrgenommen wird. Es geht nicht mehr um Krankheit, sondern um Gesunderhaltung. Wir sprechen heute von hohen Quoten im Bereich der Kariesprävention. Und an den Hochschulen sitzt eine Generation, die eine andere Sichtweise auf die Zahnmedizin hat."
Versorgungskonzepte durch Eigeninitiative
Und das werde auch weiter ausgebaut. Bei der ECC (Early Childhood Caries) beispielsweise habe die BZÄK ihre Ratgeberbroschüre an die gesetzlichen Rahmenbedingungen angepasst. "Lange haben wir daran gekurbelt, bei den U-Untersuchungen der Ärzte waren wir Zahnmediziner mit am Tisch. Wir wurden zwar zunächst gar nicht richtig wahrgenommen. Aber aus den Koordinierungskonferenzen der Prävention sind Konzepte entstanden und in enger Zusammenarbeit mit der KZBV sind daraus Versorgungskonzepte entwickelt worden." Gleichzeitig dürfe man die andere Seite des Lebensbogens keinesfalls vergessen.
Bei den Menschen mit Behinderungen sowie den älteren Mitgliedern der Gesellschaft, die im häuslichen oder pflegerischen Umfeld leben, sei man mit der KZBV stimmig geworden: "Da gibt es Leistungspositionen, die in der Versorgung eine Rolle spielen. So war die Umsetzung von Mundhygiene in der Pflege ein schwieriges Thema, und es war unser Ansinnen im Rahmen der Novellierung der Pflegeausbildung dies mit hineinzubringen. Das ist uns auch gelungen." Bereits heute gebe es zahlreiche Projekte, wo Zahnärzte mit den Pflegeberufen in der Pflegeeinrichtung oder im häuslichen Umfeld die notwendigen Maßnahmen umsetzen. Und gemeinsam mit den Pflegeberufen sei man bereits dabei, einen Pflegestandard zu entwickeln.
Das Thema Ernährung sei schon in der letzten Bundesversammlung sehr lebhaft diskutiert worden, und auch die Öffentlichkeit bewege es nach wie vor. Die Politik aber gehe weiterhin zaghaft damit um und wolle offenbar weder der Wirtschaft auf die Füße treten noch die Bürger verärgern. Hier sei es Ansinnen der BZÄK, die Zusammenarbeit mit Kinderärzten fruchtbar zu gestalten: "Es verändert sich in der Gesellschaft etwas, die Reaktionen darauf dauern im Grunde viel zu lange. Aber wir sind in der Lage, diese Dinge zu befördern. Die Zahnmedizin hat zu diesen Themen etwas zu sagen."
Hotline Patientenberatung
Wenn es um Patientenberatung der Zahnärztlichen Körperschaften geht, spiele man in der ersten Reihe (35.532 Beratungskontakte wurden im Erhebungszeitraum gezählt, sieben Mal mehr als bei der UPD im gleichen Zeitraum; Anm. der Red.). Das Problem sei immer wieder, dass viele Patienten die Regeln des Gesundheitssystems nicht verstehen. Zu den Alltagsfragen gehörten Unklarheiten darüber, warum ein Zahnarzt eine Rechnung ausstellt, ein Arzt aber nicht – oder weshalb auf einer Zahnarztrechnung der 2,3-fache Satz stehe. Das Gefühl, das alle Arbeit umsonst war, bekäme jedoch mancher Zahnarzt, wenn er morgens die BILD-Zeitung aufschlägt und von einem Kollegen liest, der "Mist gebaut" hat: "Jeder, der in seiner Praxis engagiert arbeitet, ist davon betroffen. Trotzdem sorgen wir dafür, dass mit unserer Öffentlichkeitsarbeit die Zahnmedizin im Fokus steht. Täglich haben wir Anfragen. Und wir haben einen Wechsel der öffentlichen Wahrnehmung bekommen! Wir werden heute nicht nur wegen der schwarzen Schafe angerufen, sondern auch wegen Problemlagen, die die Zahnmedizin betreffen. Hierbei stimmen wir uns mit der Wissenschaft ab, und wenn wir Fragen aus dem Versorgungsystem direkt beantworten können, tun wir das auch."
Insgesamt hätten die letzten 30 Jahre zu einer Veränderung der öffentlichen Wahrnehmung der Zahnmedizin geführt. Man sei nicht nur mit den Problemlagen in den Gazetten, sondern mehr und mehr auch mit wirklichen Themen. Da sei Transparenz im Umgang mit der Presse sehr wichtig, die auch weiterhin gepflegt werde.
Und schließlich nehme die Initiative proDente, das Informationsportal rund um Zähne, Zahnerkrankungen, Zahnpflege, Zahnersatz und Zahnarztbesuche, einen großen Teil des Haushaltsplans in Anspruch. Es sei ein wichtiger Aspekt der Öffentlichkeitsarbeit der BZÄK, die dieses Projekt in Kooperation mit Handel, Industrie und den Zahntechnikern betreibt: "Mit vereinten Kräften und gemeinsam finanziert haben wir eine ganz andere Schlagkraft – auch in den sozialen Medien, die heute bekanntlich von hoher Bedeutung sind. Es ist uns auch weiterhin sehr wichtig, dass Gesundheitskompetenz gepflegt wird – sie spielt zudem auch im politischen Umfeld eine große Rolle. Und da haben wir zahlreiche Initiativen – ob das anschauliche Erklärfilme sind, Unterlagen in leicht verständlicher Sprache oder auch unsere Kooperation mit den Special Olympics Deutschland e.V. Es bleibt uns wichtig, auch in all diesen Bereichen das Thema Zahnmedizin einbringen zu können."
Letztendlich sei nie zu vergessen, dass man als Zahnarzt in der Lage sein müsse, den Patienten mit gut verständlichen Erklärungen aufklären zu können. Die Nähe zum Patienten sei Teil des Vertrauensverhältnisses – und das gelte es auch, zu schützen.
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