"Räume prägen" lautete das Motto des diesjährigen Tages der Architektur. "Dies ist in besonderem Maße für die Innenarchitektur von Zahnarztpraxen bedeutsam", betont Rainer Kriesche-Radtke. "Hier spielen Emotionen eine entscheidende Rolle. Ein Ambiente zu gestalten, das mit einer positiven Ausstrahlung entspannt und den Dialog mit dem Patienten fördert, ist gerade in angstbesetzten Kontexten wichtig."
Der Bremer Innenarchitekt setzte die Ideen von Praxisinhaberin Dr. Birgit Funkenhaus um.
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Die umgebaute Zahnarztpraxis von außen: Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert in der Nähe des Landgerichts wurde Ende der 80er zu einer Zahnarztpraxis umgebaut. Jetzt stand eine behutsame Renovierung und Modernisierung an. Die vorhandene Gesamtfläche wurde während des Umbaus um ein Behandlungszimmer erweitert. Die vorhandenen erhaltenswerten Bauelemente wurden aufgearbeitet, technisch verbessert und in das neue Konzept integriert. Der Empfangsraum bekam eine neue Akustikdecke sowie eine raffinierte Beleuchtung. "Zeitlos und modern sollte die Praxis werden, das ist auch gelungen", bilanziert Funkenhaus. "So kann ich mit meinen fünf ZFAs Zahnheilkunde und Oralchirurgie aus einer Hand und mit Herz anbieten." Und dies für alle Generationen, denn die Praxis ist barrierefrei.
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Als Funkenhaus die Praxis übernahm, waren die Räume und die Einrichtung sichtbar in die Jahre gekommen: Hellhörige, nicht schalldichte Zimmer und ein Empfangsbereich mit wenig Tageslicht. "Doch schnell war klar, dass die schönen hohen Räume des ehrwürdigen Gebäudes aus dem 19. Jahrhundert, die von jedem Behandlungszimmer aus den Blick ins Grüne gewähren, enormes Potential besitzen", berichtet Funkenhaus.
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"Entrümpeln, neu machen, weiß möblieren und ein Wärme spendender Boden in Holzoptik – das waren meine ersten Gedanken", erzählt die Fachzahnärztin für Oralchirurgie.
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Drei Behandlungsräume waren bereits vorhanden, doch es bot sich die Möglichkeit, einen weiteren zu schaffen. Somit konnte Funkenhaus' Wunsch nach zwei zahnärztlichen Zimmern und einem separaten chirurgischen Eingriffsraum mit einem angegliederten Aufwachraum umgesetzt werden.
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Ein Prophylaxezimmer wurde aus der Zusammenlegung des ehemaligen Instrumentenaufbereitungsraums und eines Wintergartens, der als Abstellraum diente*, geschaffen. Wichtig war der Praxischefin, einen separaten Beratungsbereich zu haben, "spricht dies doch für eine dem Patienten zugewandte Zahnheilkunde", erläutert Funkenhaus.
* siehe voriges Bild
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Ihre Vision: "Ich wollte Patienten in angenehmer, freundlicher Atmosphäre empfangen und eine schöne Arbeitsumgebung für mein Team und mich schaffen. Viele Jahre habe ich in Mehrbehandlerpraxen praktiziert. Von anderen nach anderen Vorstellungen gestaltet, aber eben nicht "meins". Meine Praxis entspricht nun mir. Ich wollte die Praxis genauso, wie sie geworden ist," verdeutlicht Funkenhaus.
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Dabei hatte sie von Anfang an konkrete Vorstellungen: "Es sollte keine futuristische Praxis werden, keine Loungemöblierung, keine Raumstruktur die desorientiert, sondern eine, die Orientierung bietet und Sicherheit vermittelt. Die Praxis sollte Wärme und zugleich Professionalität, Beständigkeit und Moderne ausstrahlen. Ich wollte sie klar, aufgeräumt, lichtfreundlich, angstlösend, nahezu wohnlich."
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Innenarchitekt Rainer Kriesche-Radtke setzte die Ideen um. "Der Gang zum Zahnarzt bedeutet für viele Patienten Stress und Unbehagen", sagt er. "Umso wichtiger ist es, in Praxisräumen eine angenehme, vertrauensfördernde Atmosphäre zu schaffen, in der sich Patienten von Anfang an wohlfühlen."
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Rainer Kriesche-Radtke hat rund 30 Arzt- und Zahnarztpraxen geplant, umgebaut oder modernisiert. Die Aspekte der Akustik und Schalldämmung hätte Funkenhaus ohne die Expertise von Kriesche-Radtke völlig außer Acht gelassen, gesteht sie. "Der Praxisvorgänger hatte zwar in allen Räumen Musik, dennoch berichten Patienten, dass die Bohrgeräusche bereits im Flur zu hören waren".
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Als Konsequenz wurden die schönen alten Holztüren der Behandlungszimmer daher aufgearbeitet und schallgedämmt. Um historische Bauelemente zu erhalten, wurden Türen und Türzargen behutsam ausgebaut, aufgearbeitet und mit verbesserter Schalldämmfunktion wieder eingesetzt.
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Wegen der Legionellengefahr wurden sämtliche Böden aufgerissen, die Rohrleitungen zurückverlagert und neue Leitungen eingebaut. Jedes Behandlungszimmer besitzt ein Waschbecken mit sensorgesteuerter Armatur. In der Instrumentenaufbereitung wurde die räumliche Trennung zweier Waschbecken (Händehygiene/Instrumentenbereich), wie es den aktuellen Vorschriften entspricht, umgesetzt. Zudem wurde ein neuer Bodenbelag aus Vinyl in Fischgrätparkett-Optik verlegt.
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Der Empfang wurde in drei Arbeitsbereiche gegliedert: einen Tresenabschnitt in normaler Höhe, einen Tresenabschnitt, der als Stehpult gearbeitet ist, und einen seitlichen Beratungsplatz, der auch Kindern und Rollstuhlfahrern einen Zugang ohne optische Barriere ermöglicht. "Alle drei Funktionsbereiche sind in einem harmonischen Schwung gestaltet, der Tresen wurde nach meinen Vorstellungen aus dem Mineralwerkstoff Hi-Max Corean individuell gegossen und vom Möbeltischler ausgestaltet", erklärt Funkenhaus. Mit einer LED-Voutenbeleuchtung realisierte Innenarchitekt Kriesche schließlich ein Lichtkonzept, das zum historischen Baustil des Gebäudes passt und die Besucher in die Praxis "hineinzieht". Über dem gesamten Empfangs- und Flurbereich absorbiert eine besonders geformte Akustikdecke mit hellen Lichtstrahlern unnötigen Schall.
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