Internationale Studie

Adipositas: Perinatale Programmierung könnte ein Faktor sein

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Zahnmedizin
Perinatale Programmierung könnte bei Männern ein zusätzlicher entscheidender Faktor bei der Entstehung von Übergewicht und Adipositas sein. Zu dem Ergebnis kommt eine internationale Studie.

Die Autoren beobachteten Assoziationen zwischen einem niedrigen Geburtsgewicht und einer erhöhten Energiedichte der Nahrung im Kindesalter. Der durch die Fettaufnahme vermittelte Effekt könnte ein möglicher Faktor für die Entstehung von Übergewicht sein.

Geburtsgewicht als Risikofaktor

Der Zusammenhang zwischen dem Geburtsgewicht und der Entwicklung chronischer nichtübertragbarer Krankheiten im Erwachsenenalter ist gut belegt. Die "Thrifty Phenotype Hypothese" beschreibt, dass Kinder mit niedrigem Geburtsgewicht oder intrauteriner Wachstumsverzögerung im Laufe ihres Lebens häufiger an kardiovaskulären Erkrankungen, Typ 2-Diabetes und metabolischem Syndrom erkranken.

Genannt werden biochemische, hormonelle und strukturelle Ursachen, die eine entsprechende Programmierung hervorrufen. Aber auch Kinder mit hohem Geburtsgewicht tragen ein höheres Risiko für Fettleibigkeit und Stoffwechselerkrankungen, was der "Pederson-Hypothese" nach durch fetale Überernährung und frühe Fettansammlung verursacht wird.

Welche Faktoren beeinflussen das Essverhalten von Kindern?

Das Essverhalten von Kindern wird durch genetische und umweltbedingte Faktoren beeinflusst. Wichtige Parameter sind das Verhalten der Eltern, Organisation und Art der Ernährung, Reaktionen der Eltern auf das kindliche Verhalten sowie die Wahrnehmung der Eltern bezüglich des kindlichen Wachstums und Appetits.

Die Autoren hatten zuvor bei Vorschulkindern und Erwachsenen, die mit einem niedrigen Geburtsgewicht geboren wurden, bereits veränderte Ernährungsgewohnheiten festgestellt.

Für Zusammenhänge zwischen einer intrauterinen Wachstumsverzögerung und der Präferenz für bestimmte Makronährstoffe bei Kindern fehlten jedoch noch Belege. Deshalb untersuchten die Autoren, ob das Geburtsgewicht mit einer erhöhten Energieaufnahme und/oder einer besonderen Präferenz für bestimmte Makronährstoffe im Alter von 6 bis 12 Jahren assoziiert ist.

Niedriges Geburtsgewicht begünstigt spätere Nahrungsvorlieben

Assoziationen zwischen dem Geburtsgewicht und einer unterschiedlichen Aufnahme von Fett, Kohlenhydraten und/oder Protein im Alter von 6 bis 12 Jahren wurden mithilfe einer Befragung von 255 Erziehungsberechtigten untersucht. Dabei wurden anthropometrische und demografische Daten sowie Angaben zu Regeln beim Essen und der Nahrungsaufnahme im vorangegangenen Monat gesammelt.

Das Geburtsgewichtsverhältnis (Birth Weight Ratio, BWR) beschreibt das beobachtete Geburtsgewicht, dividiert durch das mittlere Geburtsgewicht für das Gestationsalter. Es zeigte bei Jungen eine statistisch signifikant negative Assoziation mit der Energiedichte.

Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen

Zusammenhänge mit einzelnen Makronährstoffen waren nur für Fett zu beobachten, was andeutet, dass die statistisch signifikante Korrelation der Energiedichte mit dem Geburtsgewichtsverhältnis durch die Fettaufnahme vermittelt war. Der relative Unterschied in der Fettaufnahme zwischen dem niedrigsten und höchsten Geburtsgewichtverhältnis wurde auf 9 Prozent geschätzt (2,4 Prozent der Energieaufnahme).

Bei den Mädchen zeigte sich im Gegensatz dazu eine positive statistisch signifikante Assoziation zwischen dem Geburtsgewichtsverhältnis und der Fettaufnahme - ein Effekt, der unter Berücksichtigung der Kovariablen Alter, Familieneinkommen und Alter der Mutter bei Geburt allerdings verloren ging. Die demografischen Daten und Essensregeln unterschieden sich zwischen den Geschlechtern jedoch nicht.

Fazit

Die Studie zeigt, dass ein niedriges Geburtsgewicht geschlechtsspezifisch mit einer im Verhältnis zur Gesamtenergie veränderten prozentualen Fettaufnahme im Kindesalter einhergeht. Die Autoren vermuten, dass biologische Faktoren an diesem Prozess beteiligt sind, zum Beispiel eine fetale Programmierung von homöostatischen und/oder hedonischen Signalwegen, die die Nahrungsvorlieben bei Jungen beeinflussen.

Die Vulnerabilität der Jungen hinsichtlich ihres Ernährungsverhaltens in Verbindung mit dem erhöhten Risiko für Fettleibigkeit und metabolische Erkrankungen im weiteren Lebensverlauf könnte das Geburtsgewicht zu einem wichtigen Element in der klinischen Praxis machen.

Bischoff AR, Portella AK, Paquet C, Dalle Molle R, Faber A, Arora N, Levitan RD, Silveira PP, Dube L; Department of Pediatrics, Division of Neonatology, Hospital for Sick Children, University of Toronto, Toronto, ON, Canada; McGill Center for the Convergence of Health and Economics, Desautels Faculty of Management, McGill University, Montreal, Canada; School of Health Sciences, Centre for Population Health Research, University of South Australia, Adelaide, Australia; Programa de Pós-Graduação em Saúde da Criança e do Adolescente, Faculdade de Medicina, Universidade Federal do Rio Grande do Sul, Porto Alegre, Brazil; The INCLEN Trust, New Delhi, India; Institute of Medical Science, University of Toronto, Canada; Department of Psychiatry, McGill University, Montreal, Canada; Br J Nutr. 2018 Jun;119(11):1295-1302. doi: 10.1017/S0007114518000892

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