Aachener Kompetenzzentrum für Wissenschaftsgeschichte

Verzahnte Disziplinen

Das Aachener Kompetenzzentrum für Wissenschaftsgeschichte (AKWG) bündelt fächerübergreifend das Wissen und die Kompetenzen aus Medizin, Zahnmedizin, Natur- und Geisteswissenschaft. Durch Synergieeffekte wollen die Aachener Wissenschaftler innovative Forschung auf den Weg bringen. Der Blick in die Geschichte ist kein Selbstzweck, sondern dient stets dazu, das Verständnis vom Hier und Jetzt zu fördern. Als Resultat entstehen spannende Themen, Ideen, Projekte und Konzepte.

Wie unterscheiden sich geschlechterspezifische Rollenzuschreibungen im Wandel der Zeit? Inwieweit dient der tote Körper als „dienstbare Leiche“, nämlich als medizinische, soziokulturelle und ökonomische Ressource? Wie stellt sich die Kraft des Blutes in Medizin, Literatur, Geschichte und Kultur dar? Wie ist das Verhältnis zwischen Sport, Medizin und Technik?

Dies sind nur einige der Themen, denen sich das AKWG gewidmet hat und die in interdisziplinären Tagungen (jährlicher „Tag der Wissenschaftsgeschichte“), Publikationen, Veranstaltungen und Vorlesungen aufgearbeitet wurden. Aufhänger sind meist aktuelle politische, soziale oder gesellschaftliche Fragestellungen.

Einheit der Wissenschaften

2006 wurde das Kompetenzzentrum auf Initiative von Prof. Dr. Dr. Dr. Dominik Groß, Direktor des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin an der RWTH Aachen, gegründet. „Es geht um den Anspruch auf die Einheit der Wissenschaften“, erläutert Groß, der auch als Sprecher des AKWG fungiert, im Gespräch mit den zm. Wissenschaftsgeschichte dürfe nicht isoliert betrachtet werden, sondern es gehe immer auch um die Wechselwirkungen von Wissenschaft, Kultur, Gesellschaft und Politik: „Der Anwenderbezug ist dabei wichtig. Je mehr die Technik voranschreitet, umso mehr ergeben sich offene, auch ethische Fragen.“ Groß verwies beispielhaft auf Diskussionen um Organtransplantation, Frühchenversorgung oder den Umgang mit Hirntoten, zu denen es jeweils „Vorgeschichten“ gäbe.

Expertise Zusammengebracht

In Aachen existieren bereits seit vielen Jahren Lehr- und Forschungsinitiativen im Bereich Wissenschaftsgeschichte an diversen Lehrstühlen. Der Wunsch entstand, diese zu vernetzen und Synergien zu ermöglichen.

Dominik Groß und die weiteren 15 AKWG-Gründungsmitglieder aus sechs verschiedenen Fakultäten der RWTH gehen mit ihrer Initiative von der Überlegung aus, dass die Auseinandersetzung mit der Wissenschaftsgeschichte gerade an einer Technischen Hochschule eine unverzichtbare Ergänzung des technisch beziehungsweise naturwissenschaftlich geprägten Umgangs mit der Welt darstellt. Das AKWG verstehe sich, laut Groß, als eine fächer- und institutionenübergreifende Einrichtung, die die in Aachen vorhandenen Kompetenzen bündeln und verzahnen wolle. Anknüpfungspunkte in der Lehre böten geisteswissenschaftliche Magisterstudiengänge sowie natur- und ingenieurwissenschaftliche Diplomstudiengänge. Das Aachener Kompetenzzentrum für Wissenschaftsgeschichte sei in seiner Art derzeit das einzige in Deutschland.

Die Aktivitäten des AKWG erfahren auch außerhalb der universitären Welt große Resonanz. Nicht nur, dass die Tagungen selbst von namhaften Drittmittelgebern wie der der Volkswagen-Stiftung oder der Gerda-Henkel-Stiftung gefördert werden. Sie erfreuen sich auch – dank guter Öffentlichkeitsarbeit – eines großen Interesses und positiven Echos in den Medien. „Und“, so Dominik Groß, „die Studenten laufen uns in unseren Veranstaltungen die Bude ein.“

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