Jahrestagung DGAZ

Erst fit und dann gebrechlich

In Mainz beleuchteten namhafte Referenten auf der 22. Jahrestagung der
Deutschen Gesellschaft für Alterszahnmedizin (DGAZ) aus verschiedenen Perspektiven die Fragestellung „Wie kann der Zahnarzt den Übergang von einer scheinbar ’normalen’ Behandlungssituation in eine schwierige Phase durch veränderte Lebensumstände erkennen?“

„Durch die letzten DMS-Studien konnte nachgewiesen werden, dass sich die Mundgesundheit in Deutschland deutlich verbessert hat und immer mehr Menschen ohne großen Zahnverlust ins Seniorenalter gelangen“, sagte Dr. Michael Rumpf, Präsident der Landeszahnärztekammer Rheinland-Pfalz. Damit würden die Prävention und primär die Diagnose von Parodontalerkrankungen in ein neues Licht gerückt.

„Seniorenzahnmedizin geht nicht nur ’Überzeugungstäter’ an und beschränkt sich nicht nur auf Hausbesuche“, ergänzte der wissenschaftliche Tagungsleiter, Dr. Dirk Bleiel, Rheinbreitbach. Vielmehr betreffe der viel beschriebene demografische Wandel jede Zahnarztpraxis, jede Universität und jeden Standespolitiker. Das Phänomen müsse sich konkret in Forschung, Lehre und Praxis niederschlagen. Sonst laufe man der Entwicklung hinterher.

Erstmals im Duett referierten die DGAZ- Präsidentin, Prof. Dr. Ina Nitschke, Leipzig, und ihr Vizepräsident, Prof. Dr. Christoph Benz, München, im Eröffnungsvortrag „Erst fit und dann gebrechlich“. Ein vorgelagertes Ziel der Seniorenzahnmedizin sei es – noch mehr als in anderen Fachgebieten – ein spezifisches Gefühl für den einzelnen Patienten und seine Lebenssituation zu entwickeln und zu prüfen inwiefern Therapiefähigkeit, Mundhygienefähigkeit und Eigenverantwortlichkeit gegeben seien. Wichtig sei die Dreifach-Anamnese: klinisch, sozial und medikamentös. Zudem spiele die Kooperation mit anderen Fachrichtungen eine größere Rolle als sonst.

Prof. Dr. Michael Hülsmann, Göttingen, beantwortete die Frage: „Ist Endodontologie im Alter sinnvoll?“ Wenn eine Wurzelbehandlung indiziert ist, stellten sich beim alten Patienten zunächst ’technische’ Probleme, wie eine begrenzte Mundöffnung oder eine eingeschränkte Belastbarkeit. Zudem müssten auch psychologische Faktoren, wie die Erwartungen der Patienten, die zu erwartende Lebens- und Funktionsdauer der Zähne oder die Folgen eines Zahnverlusts berücksichtigt werden. Ein hilfreicher Partner für den Zahnarzt bei der Therapieplanung für Senioren sei der Geriater. „Der Zahnarzt sollte beispielsweise wissen, inwieweit sein Patient demenzbedingt seinen Anweisungen und Ratschlägen Folge leisten kann“, erklärte Prof. Dr. Roland Hardt, Mainz.

Dr. Martin Emmel, Bitburg, verdeutlichte, dass die – gerade bei Senioren häufig auftretende – Multimorbidität auch oralchirurgisch tätige Zahnärzte vor therapeutische Schwierigkeiten stellt. Gerade bei nur mäßig belastbaren Patienten sollte sorgfältig abgewogen werden, inwiefern die Person von einem chirurgischen Eingriff profitieren wird.

Mit dem „Dentsply extra Care Stipendium – Mundmedizin im Alter“ und der damit verbundenen Teilnahme an einem DGAZ-unterstütztem Curriculum zur Seniorenzahnmedin wurde Dr. Kerstin Finger, Templin, für ihren „Zahnärztlichen Hausbesuchsdienst“ ausgezeichnet. Finger sagte: „Der demografische Wandel ist für uns kein Problem, sondern eine Tatsache, mit der wir seit 20 Jahren leben. Wir sind mit unseren Mitmenschen älter geworden und so war es folgerichtig, ihnen nachzugehen, auch Hausbesuche zu machen und diesen Hausbesuchsdienst bis zu seinem heutigen Stand immer weiterzuentwickeln.“ sf

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