Interview mit PD Dr. Johan Wölber und PD Dr. Tobias Fretwurst

Positive Resonanz von allen Seiten

Irreversible Pulpitis, Zahnfrakturen, Füllungsverluste, Abszesse, Dentitio difficilis, Alveolitis sicca – das waren die Beschwerden, mit denen seit Ende März rund zwei Dutzend COVID-19-Patienten in die Freiburger Klinik-Ambulanz kamen. Trepanationen, Inzisionen, provisorische Füllungstherapien und große Dankbarkeit waren die Folge.

Herr Dr. Wölber, Herr Dr. Fretwurst, Sie können auf gut fünf Wochen COVID-Ambulanz an der Uniklinik Freiburg zurückblicken. Wie sind Ihre Erfahrungen?

PD Dr. Johan Wölber und PD Dr. Tobias Fretwurst:

Durchgehend positiv. Die COVID-Patienten sind sehr dankbar für die Einrichtung. Gleichzeitig sind die „normalen“ Nicht-COVID-Patienten erfreut über die Maßnahmen zur Risikominimierung der Kreuzinfektion und über die zeitliche und räumliche Trennung ihrer Behandlung von derjenigen der infizierten Patienten.

Es gab durchweg eine hohe Solidarität von allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Zahnklinik und im Gesamtklinikum beim Einrichten und Betreiben der Ambulanz von IT über Röntgen bis hin zur Verwaltung. Die frühe Etablierung der zahnärztlichen COVID-Ambulanz war auch Voraussetzung für die jetzige stufenweise Wiederaufnahme der üblichen ambulanten Behandlung. Zudem gab es eine gute Resonanz der lokalen Zahnärzteschaft auf die Möglichkeit, Patienten zu überweisen. Besonders erfreut hat uns ein Schreiben des Landessozialministers, in dem er sich persönlich beim Leitenden Ärztlichen Direktor des Uniklinikums für die Einrichtung der COVID-Ambulanz bedankt hat, die auf Anfrage der Landeszahnärztekammer etabliert wurde.

Welche Hürden gab es beim Aufbau neuer Abläufe zu überwinden?

Am Anfang herrschte noch Unklarheit über das Ausmaß und die Möglichkeiten der persönlichen Schutzausrüstung. Diese wurde dann in Zusammenarbeit mit dem Institut für Infektionsprävention und Krankenhaushygiene am Universitätsklinikum Freiburg geklärt und adaptiert. Es wurde außerdem eine digitale Terminplanung eingerichtet und es erfolgte eine Optimierung des zahnärztlichen Röntgens (Etablierung eines neuen OPGs). Gleichzeitig wurden Innovationen umgesetzt, wie das Drucken von Visieren mit 3-D-Druckern, was sogar in einer wissenschaftlichen Publikation mündete1.

Erfahrungsberichte aus ausgesuchten Covid-19 Ambulanzen

  • Eberswalde: „Wir liegen auf der Lauer“

    Seit Wochen hält COVID-19 PD Dr. Dr. Meikel A. Vesper in Atem. Seit Anfang März ist der Chefarzt der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie in Eberswalde Hygienebeauftragter des gesamten Krankenhauses. Die Arbeit hat sich gelohnt: Für die zahnmedizinische Behandlung von Infizierten ist das Haus bestens vorbereitet.

    Hier geht's zum Artikel

  • Freiburg: Positive Resonanz von allen Seiten

    Irreversible Pulpitis, Zahnfrakturen, Füllungsverluste, Abszesse, Dentitio difficilis, Alveolitis sicca – das waren die Beschwerden, mit denen seit Ende März rund zwei Dutzend COVID-19-Patienten in die Freiburger Klinik-Ambulanz kamen. Trepanationen, Inzisionen, provisorische Füllungstherapien und große Dankbarkeit waren die Folge.

    Hier geht's zum Interview

  • Leipzig: Limitierender Faktor bleibt die Schutzausrüstung

    Ende April wurde an der Klinik für Mund-, Kiefer- und Plastische Gesichtschirurgie in Leipzig eine COVID-19-Ambulanz aufgebaut. Klinikdirektor Prof. Dr. Dr. Bernd Lethaus schildert seine Eindrücke der ersten Wochen.

    Hier geht's zum Interview

  • München: Arbeiten im Corona-Hotspot

    Die Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München lag wochenlang im Zentrum eines deutschen Corona-Hotspots. In dem Versorgungszentrum für ganz Südbayern wurden Hunderte Infizierte behandelt. Prof. Dr. med. dent. Reinhard Hickel schildert, was er in seiner Doppelfunktion als Direktor der LMU-Poliklinik für Zahnerhaltung und Parodontologie und als Dekan der Medizinischen Fakultät erlebt hat – und warum er den ersten COVID-Patienten unbedingt selbst behandeln wollte.

    Hier geht's zum Artikel

Was bleibt jetzt noch zu tun?

Die Sicherstellung der adäquaten Schutzausrüstung ist eine Voraussetzung für die Aufrechterhaltung des COVID-Ambulanzbetriebs. Zudem ist die Schaffung von weiterer Evidenz in Bezug auf die Effektivität der persönlichen Schutzausrüstung für die zahnärztliche Behandlung notwendig. Bis dato ist eine klare Überlegenheit der FFP2-Masken für die zahnärztliche Therapie im Vergleich zum normalen Mund- und Nasenschutz unklar. Die entwickelten Konzepte und Voraussetzungen sollten für zukünftige Pandemien gesichert werden.

Die Fragen stellte Marius Gießmann.

Wesemann C, Pieralli S, Fretwurst T, Nold J, Nelson K, Schmelzeisen R, Hellwig E, Spies BC: 3-D Printed Protective Equipment during COVID-19 Pandemic. Materials (Basel). 2020 Apr 24;13(8):E1997. doi: 10.3390/ma13081997. PMID: 32344688.)

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.