Editorial

Forschung auf Hochtouren

Auch wenn man sich fest vornimmt, das Thema Corona links liegen zu lassen, so holt es einen doch rechtswieder ein. Oder umgekehrt. Zu bestimmend für dasgegenwärtige Leben sind die Pandemie und ihre Folgen. Tagtäglich werden wir in der Redaktion mit Meldungen aus der ganzen Welt rund um SARS-CoV-2 konfrontiert. Ständig werden neue Forschungsergebnisse vorgestellt. Widersprüchlichkeiten sind dabei an der Tagesordnung bzw. Erkenntnisse werden über den Haufen geworfen. Von den unbestreitbaren negativen Begleiterscheinungen der Pandemie einmal abgesehen, ist es je nach Blick höchst spannend oder erschreckend zu sehen, welch immense Forschungstätigkeit die Pandemie weltweit ausgelöst hat. Die Suche nach einem Corona-Impfstoff und COVID-19-Medikamenten läuft auf Hochtouren.

In Deutschland heißt die aktuelle Strategie zum Umgang mit dem Virus: weitgehende Lockerungen bei gleichzeitig enger Beobachtung und schneller Eindämmung. Ob diese Strategie aufgeht, wird sich zeigen. Uns allen zu wünschen ist es. Mit langem Vorlauf und großem Trommelwirbel wurde dieser Tage die deutsche Corona-Warn-App eingeführt. Im internationalen Vergleich werden Datenschutz und Freiwilligkeit hier sehr hoch gehandelt. Was die App bringen wird, ist noch offen – sicherlich auch in Abhängigkeit davon, wie viele Deutsche sie nutzen werden. Die Aufgabe der Gesundheitsämter, Infektionsketten nachzuvollziehen, wird sie allerdings nicht erleichtern. Das ist dann der Preis des Datenschutzes.

Von der nationalen zur lokalen Ebene: Die Berliner Charité startet derzeit eine „Berliner Teststrategie für Bildungseinrichtungen“. Dabei sollen mehrere Hundert Schüler und Lehrkräfte an 24 ausgewählten Berliner Schulen Teil einer SARS-CoV-2-Studie werden. Mit acht mobilen Teams will die Uniklinik zunächst Abstriche für Coronatests aus dem Nasen-Rachen-Raum freiwilliger Probanden nehmen. Antikörper-Tests sollen Hinweise auf eine durchgemachte Infektion geben. Das Forschungsprojekt setzt sich aus mehreren Teilen zusammen: Zuerst beginnt die Charité, Beschäftigte von 24 Schulen und 24 Kindergärten stichprobenartig auf SARS-CoV-2 zu testen. Im nächsten Schritt soll ab Mitte Juni eine Schulstudie der Charité starten. Hier werden Testungen an 24 zufällig ausgewählten Schulen vor Ort erfolgen. An den Grund- und Oberschulen werden jeweils 20 Kinder und Jugendliche sowie fünf erwachsene Personen innerhalb von zwölf Monaten in regelmäßigen Abständen untersucht. Ziel ist es, „die SARS-CoV-2-Situation an Berliner Bildungseinrichtungen bei der graduellen Rückkehr zum Normalbetrieb wissenschaftlich zu begleiten und eventuelle Risiken zu identifizieren“.

Und noch etwas Internationales: Rund 11.000 Deutsche durften Mitte Juni als Erste wieder nach Mallorca reisen – noch vor den Festland-Spaniern. Offenbar nicht ganz ohne den Hintergedanken, das inseleigeneSicherheitskonzept zu testen. Das Wort Versuchs-kaninchen könnte einem hierbei schnell in den Sinn kommen. Andererseits dürfte man als Reisender der Deutschen liebste Ferieninsel kaum jemals wieder so leer erleben dürfen. Wie dieser Feld- bzw. Inselversuch aus epidemiologischer Sicht ausgehen wird, werden wir wohl auch hierzulande sehen bzw. erleben, wenn die Urlauber dieser Tage zurückkehren.

Dass größere COVID-19-Ausbrüche jederzeit wieder auftreten können, zeigt sich in diesen Tagen allenthalben: Berlin-Neukölln, Göttingen oder Gütersloh, um nur einige Orte zu nennen, wo das Infektionsgeschehen aufflammte. Stichwort Superspreader – ein Wort, das in diesem Jahr neu im allgemeinen Sprachgebrauch angekommen ist. Es steht zu befürchten, dass es auch so schnell nicht wieder verschwinden wird.

Zeitgleich mit dem Erscheinen dieser Ausgabe tritt die befristete Absenkung der Mehrwertsteuer als eine der Maßnahmen des milliardenschweren Konjunkturpakets der Bundesregierung in Kraft. Zwar zielt die Absenkung der Mehrwertsteuersätze von 19 % auf 16 % und von 7 % auf 5 % in erster Linie auf die Entlastung privater Haushalte, jedoch können auch Zahnarztpraxen davon profitieren, da sie im Gegensatz zu den meisten Wirtschaftsunternehmen nicht oder nur teilweise zum Vorsteuerabzug berechtigt sind. Damit ist die Mehrwertsteuer bei Zahnarztpraxen ein Kostenpunkt und deren Absenkung wirkt dementsprechend kostensenkend. Allerdings darf man gespannt sein, ob die Lieferanten die Absenkung auch an die Praxen weitergeben.

Ach ja, gänzlich ohne Corona-Bezug noch der Hinweis, dass die in den zm 12 von mir thematisierte Störung bei der gematik bis zum Redaktionsschluss immer nochaktuell war. Manche Störungen dauern dann halt doch etwas länger, nachzulesen in dieser Ausgabe.

Sascha Rudat

Chefredakteur

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