Recherchieren und anfassen zugleich
Seit dem Umzug im Jahr 2006 nach Zschadraß auf das museumseigene Parkgelände ist das Dentalmuseum zu einer festen Anlaufstelle für die (bedrohten) Bestände von Museen, Universitäten und privaten Sammlern geworden, eine Institution, die bewahrt, was verloren zu gehen droht. Gleichzeitig ist es, wie der hörenswerte MDR-Podcast („Der Geschichte auf den Zahn gefühlt – Das Dentalmuseum in Zschadraß“) über Highlights in der Region („Weltgeschichte vor der Haustür“) resümiert, „immer noch ein Projekt im Werden“.
Es gibt die Dauerausstellung im Hauptgebäude, zusätzlich konzipiert und realisiert Haesler alle ein bis zwei Jahre eine Sonderausstellung zu einem selbst gewählten Schwerpunkt, aktuell „Zahn I Halte I Apparate“, siehe Teil 12 dieser Serie (zm 13/2025). Parallel wächst seit Jahren eine Bibliotheca dentaria heran, in der Dissertationen, Kataloge und Zeitschriften archiviert werden. Haesler: „Der Reichtum unserer Bibliothek ist schon jetzt unvergleichbar.“
Weil er eben aufheben und retten und sichtbar machen will. Wie etwa damals, als die E-Mail aus Berlin kam: „Herr Haesler, bitte 44 Dissertationen aus der Charité abholen!“ Also setzte er sich in sein Auto und fuhr los. Vor Ort traute er seinen Augen nicht, gemeint waren 44 Regalmeter Dissertationen, 8.600 Stück. Lächelnd erzählt er, wie sie die Kartons in den rasch gemieteten Transporter gehievt und nach Zschadraß gekarrt haben. Natürlich packt er da selbst mit an.
„Es hieß 44 Dissertationen – dann waren es 44 Meter“
Für Haesler gehört zu (s)einer „360-Grad-Betrachtung“ der (Kultur-)Geschichte der Zahnheilkunde neben dem Gruseligen und Glitzernden schließlich auch die Wissenschaft. Und die Bibliotheca dentaria steht für die „einmalige Chance, auch zu einem Wissenschaftsstandort zu werden“. Ihm geht es um die mögliche Zusammenschau vor Ort. „Man muss die Bestände sichtbar da haben, dann lässt sich das Gelernte und Gelesene im Nebengebäude gleich anfassen und überprüfen.“
Etwa 6.000 bis 7.000 Dissertationen sind schon wegsortiert und archiviert. „Wir sind in der Mittelphase“, aber noch nicht verschlagwortet und digitalisiert. Haesler: „Da ist natürlich auch total unverständliches Zeug dabei.“ Geplant ist jedenfalls, auch einen Raum als historische Bibliothek einzurichten. Und vielleicht sogar moderne Arbeitsplätze, wo neue Dissertationen entstehen können.
Seinen Leitspruch hat er in einer Dissertation von 1528 gefunden: „Wenn das Licht der Sonne nicht ausreicht, etwas zu beleuchten, dann müssen wir es beleuchten.“ Und bewahren. Zugänglich machen. Eben die Schätze heben.















