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EU vertagt Entscheidung

„Ethanol ist in der Medizin unverzichtbar“

mg
Politik
Der Wissenschaftliche Ausschuss der EU für Biozidprodukte (BPC) hat in seiner Sitzung Ende November 2025 die massiven Konsequenzen einer Ethanol-Einstufung berücksichtigt und eine Entscheidung auf das kommende Jahr verschoben.

Auf Grundlage der Einschätzung des Ausschusses wird die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) im Zuge des Wirkstoffgenehmigungsverfahrens unter dem Biozidrecht eine Empfehlung an die Europäische Kommission richten. Der Ausschuss will seine finale Stellungnahme im Laufe des Jahres 2026 verabschieden, damit sei aber nicht vor Mai 2026 zu rechnen.

„Ethanol ist in der medizinischen Versorgung unverzichtbar.“

Dr. Christina Ziegenberg, stellvertretende Geschäftsführerin des Bundesverbandes Medizintechnologie (BVMed)


Die Diskussion um die Einstufung von Ethanol zeigt aus Sicht des Bundesverbands Medizintechnologie (BVMed) deutlich, dass eine rein gefahrenbasierte Regulierung zu Verboten führen kann, die den Verbraucherschutz in keiner Weise erhöhen. „Eher das Gegenteil ist der Fall: neue Risiken für Gesundheit, Wirtschaft und Gesellschaft werden damit geschaffen, während die bekannten Gefahren im Zuge des oralen Missbrauchs nicht verhindert werden“, so der BVMed. Auch die Bundeszahnärztekammer (BZÄK) hatte wiederholt auf die Unsinnigkeit der geplanten Neuregulierung hingewiesen (zm berichtete).

Der deutsche Medtech-Verband hatte wiederholt vor den Folgen einer Neueinstufung von Ethanol als CMR-Stoff gemäß Biozidrecht gewarnt. Eine solche Einstufung würde den Einsatz von Ethanol als Wirkstoff in Hand- und Flächendesinfektionsmitteln sowie in Produktionsprozessen massiv einschränken und in Verbrauchsprodukten künftig ausschließen.

Zuletzt hat ein breites Bündnis, dem unter anderem die Deutsche Krankenhausgesellschaft, die Bundesärztekammer, die Deutsche Gesellschaft für Allgemeine- und Krankenhaushygiene (DGKH), das Aktionsbündnis Patientensicherheit und die BAG-Selbsthilfe angehören, daran appelliert, den Infektionsschutz in Europa durch das aktuell laufende Biozid-Einstufungsverfahren nicht zu gefährden. Das Bündnis fordert die Bundesregierung auf, sich mit Nachdruck in Brüssel dafür einzusetzen, dass Ethanol weiterhin als sicherer und wirksamer Bestandteil von Desinfektionsmitteln zugelassen bleibt. 

Auf europäischer Ebene forderten zudem über 800 Unterzeichnende die Entscheidungsträger der EU und der Mitgliedstaaten auf, dringend Maßnahmen zu ergreifen, um ein De-facto-Verbot von Biozidprodukten auf Ethanol-Basis zu verhindern – im Interesse der Gesundheitssicherheit, der Lebensmittelsicherheit und der wirtschaftlichen Stabilität Europas.

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