Kritik an "Nationaler Reduktionsstrategie"

Experten fordern 50 Prozent weniger Zucker in Softdrinks

nb/pm
Gesellschaft
Der Entwurf des Bundesernährungsministeriums für eine Nationale Reduktions- und Innovationsstrategie für Zucker, Fette und Salz in Fertigprodukten geht vielen Experten nicht weit genug.

Die Deutsche Diabetes Gesellschaft  (DDG) fordert zum Beispiel, den Zuckergehalt in herkömmlich gesüßten Softdrinks zu halbieren, ähnlich wie dies in Großbritannien durch die Einführung der Zuckersteuer erreicht wurde. „Die deutsche Politik ist in diesem Punkt deutlich zu wenig ambitioniert“, kommentiert DDG-Präsident Prof. Dirk Müller-Wieland den jetzt bekannt gewordenen Entwurf des Bundesernährungsministeriums für eine Nationale Reduktionsstrategie .

Sollte es zudem nicht bis Ende 2020 zu einer messbaren Reduktion von Zucker, Fetten und Salz in Fertigprodukten kommen, seien gesetzliche Schritte notwendig: „Wir erwarten, dass Frau Klöckner dann entsprechend nachbessert.“

Die Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), ein Zusammenschluss von 22 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und Forschungseinrichtungen, die sich für nachhaltige und bundesweite Primärprävention in Deutschland einsetzen, schließt sich der Kritik an.

Zehn Prozent sind eine "zweistellige Zuckerreduktion" - und zu wenig!

Laut Entwurf wird für Softdrinks eine „deutlich zweistellige Zuckerreduktion“ bis 2025 gefordert, doch darunter könne die Industrie jedoch auch eine verhältnismäßig geringe Reduktion von 15 oder 20 Prozent verstehen, kritisiert Barbara Bitzer, Sprecherin der DANK.

„Angesichts der Tatsache, dass Softdrinks als zusätzliche Kalorienträger einen großen Einfluss bei der Entstehung von Übergewicht haben, appellieren wir dringend an Frau Klöckner, bei den konkreten Vereinbarungen mit der Industrie diese Zielmarke zu erreichen“, ergänzt Müller-Wieland.

Warum dürfen ungesunde Produkte speziell an Kinder vermarktet werden?

Als unzureichend kritisieren die Experten auch das Ziel, dass Produkte mit Kinderoptik „keine ungünstigere Nährstoffzusammensetzung aufweisen sollen als solche, die sich nicht speziell an Kinder wenden“: „Es ist kein Fortschritt, wenn Kinderprodukte genauso ungesund wie normale Produkte sind“, sagt Bitzer.

„Hier wird ausgerechnet eine besonders vulnerable Gruppe nicht geschützt, vermutlich um Absatzinteressen der Industrie nicht zu beschränken.“ DANK fordert, an Kinder und Jugendliche gerichtetes Marketing ganz zu verbieten, wenn das Produkt nicht nach den Maßstäben der Weltgesundheitsorganisation als gesund eingestuft werden kann.

Die Nationale Reduktionsstrategie

Die Nationale Reduktionsstrategie

Die Experten begrüßen jedoch die Ankündigung der Ministerin, dass bereits im Herbst 2019 eine Überprüfung stattfinden soll, ob die Hersteller die Reduzierungen auch umsetzen.

Offen bleibe allerdings, zu welchem Zeitpunkt regulatorische Maßnahmen ergriffen werden, falls sich die freiwillige Vereinbarung als wirkungslos erweist. „Vor dem Hintergrund der alarmierenden Daten darf damit nicht bis 2025 gewartet werden“, sagt Müller-Wieland. „Sollte sich bis Ende 2020 abzeichnen, dass die Reduktion nicht oder nur unzureichend umgesetzt wird, sind verbindlichere Regelungen notwendig.“

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