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Land-Stadt-Vergleich zu offenen Lehrstellen

Je dörflicher, desto mehr unbesetzte Ausbildungsplätze

LL
Gesellschaft
Auf dem Land gibt es nicht genügend Bewerberinnen und Bewerber für die Ausbildungsplätze. Dort kamen zuletzt nur 73 Anwärter auf 100 gemeldete Lehrstellen, berichtet das Institut der deutschen Wirtschaft (IW).

In der Stadt sind es laut IW immerhin 91 Bewerberinnen und Bewerber auf 100 gemeldete Ausbildungsstellen. „Nachwuchskräfte sind die Fachkräfte von morgen. Gelingt es Unternehmen in ländlichen Regionen nicht, ausreichend Auszubildende zu rekrutieren, dürfte sich die Fachkräftesituation weiter verschärfen“, betonen die Foschenden in ihrer Studie „Ausbildung im ländlichen Raum: Unbesetzte Lehrstellen verstärken Fachkräfteengpässe“.

Die Analyse legt offen: Je ländlicher eine Region, desto höher der Anteil unbesetzter Ausbildungsstellen. In dünn besiedelten, ländlichen Regionen blieb 2024 jede siebte (15,1 Prozent) der rund 62.000 gemeldeten Ausbildungsstellen unbesetzt, in städtischen Regionen etwa jede zehnte (10,4 Prozent).

Erfolglose Bewerber aus der Stadt sollten es auf dem Land versuchen

Trotzdem fanden einige Bewerber keinen Ausbildungsplatz. 2024 war ihr Anteil in städtischen Regionen mit 19,5 Prozent laut IW besonders hoch. Im Vergleich dazu blieben nur 12,5 Prozent der Bewerber in dünn besiedelten, ländlichen Regionen ohne Lehrstelle. Erfolglose Bewerber aus Städten hätten somit teils bessere Chancen, wenn sie eine Ausbildung im ländlichen Raum in Betracht zögen, schlussfolgern die Autorinnen und Autoren.

In ländlichen Regionen dominieren demnach Berufe des Primärsektors wie Landwirt, Milchtechnologe oder Wasserbauer, während in Städten vor allem kaufmännische, verwaltungsnahe und sicherheitsbezogene Berufe wie Justizfachangestellter, Kaufmann/-frau für Verkehrsservice oder Fachkraft für Schutz und Sicherheit angeboten werden. Diese Unterschiede lassen sich den Forschenden zufolge insbesondere anhand der unterschiedlichen Wirtschafts- und Industriestruktur in den jeweiligen Raumtypen erklären.

Bei Klempnern blieb über ein Drittel der Lehrstellen unbesetzt

Bleiben Ausbildungsplätze unbesetzt, leidet die bedarfsgerechte Nachwuchsqualifizierung – mit Folgen für den Fachkräftemangel. Der demografische Wandel verstärke diesen Effekt zusätzlich,betonen die Forschenden. Besonders kritisch seien Berufe, die sowohl in städtischen als auch in ländlichen Regionen Nachwuchsprobleme haben. Bei Klempnern etwa sei zuletzt über ein Drittel der angebotenen Plätze unbesetzt geblieben, was die Engpasssituation weiter verschärfe.

„Die Stärkung des Ausbildungsmarkts im ländlichen Raum erfordert bessere Mobilitätslösungen, Wohnangebote für Auszubildende und gezielte Maßnahmen gegen die Abwanderung junger Menschen“, bilanzieren die Wissenschaftler.

Unternehmen könnten durch Schulkooperationen und Regionalmarketing die Vorteile einer Ausbildung sowie die Lebensqualität im ländlichen Raum hervorheben. Ebenso könnten Politik und Verwaltung mit gezielten Regionalmarketing, die Attraktivität ländlicher Regionen steigern. Zudem ließen sich durch die Vernetzung der vielfältigen, relevanten Akteure Synergien nutzen und Potenziale heben.

Tiedemann, Jurek / Herzer, Philip, 2025, Ausbildung im ländlichen Raum – Unbesetzte Lehrstellen verstärken Fachkräfteengpässe, Studie im Rahmen des Projektes Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWE), Köln

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