Milchzähne reichern toxische Metalle an
Blut, Urin, Haare, Nägel und auch Zähne werden häufig in Umweltstudien verwendet, weil sie ein „biologisches Gedächtnis“ haben. Milchzähne gelten als besonders interessant, da ihr Mineralisierungsprozess bereits in der 14. Lebenswoche des Fötus beginnt und bis zum Alter von etwa drei Jahren andauert. So spiegelt ihre Zusammensetzung auch eine langfristige individuelle Exposition gegenüber toxischen Substanzen, wie etwa mit giftigen Metallen, wider. Das konnte nun eine Übersichtsarbeit aus Polen zeigen.
Die mineralische Zusammensetzung von Milchzähnen wird von vielen Faktoren beeinflusst – angefangen beim Lebensstil der Mutter während der Schwangerschaft, der Medikamenteneinnahme in der Zeit sowie dem Lebensumfeld und der Ernährung des Kindes während seiner frühen Entwicklungsphase, erläutern die Forschenden. Die erhöhte Retention von toxischen Metallen wird insbesondere durch das Rauchen der Mutter während der Schwangerschaft, die Exposition des Kindes gegenüber Tabakrauch und das Aufwachsen in Industriegebieten – beispielsweise in der Nähe von Stahlwerken, Fabriken, Bergwerken oder Chemiefabriken, begünstigt.
Umgebung, Haushalt und Ernährung nehmen Einfluss
Auch eine Antibiotikaeinnahme, die die Darmmikrobiota stört, kann zu einer erhöhten Akkumulation und verminderter Ausscheidung von toxischen Metallen über den Magen-Darm-Trakt führen. Ein weiterer kritischer Faktor stellt ein Ernährungsmuster dar, das durch eine geringe Aufnahme von Kalzium, Eisen und Zink gekennzeichnet ist. Denn aufgrund der Konkurrenz um gängige Darmtransporter ebenfalls zu einer erhöhten Akkumulation von toxischen Metallen beitragen, schreiben die Wissenschaftler in der Auswertung. Darüber hinaus kann der Verzehr von kontaminierten Lebensmitteln wie Fisch und Meeresfrüchten sowie Reis- und Getreideprodukten die Schadstoffwerte weiter erhöhen.
Die größten Bedrohungen für die menschliche Gesundheit durch giftige Metalle gehen von Quecksilber, Aluminium, Chrom, Arsen, Blei und Cadmium aus – es reichen hierbei zum Teil Spurenmengen. Sind sie in Wasser, Boden und Luft vorhanden, können sie Lebensmitteln kontaminieren, die beim Verzehr in den Körper gelangen. Dort können sie Störungen des Nerven-, Verdauungs- und Herz-Kreislauf-Systems verursachen und beeinträchtigen die Funktion innerer Organe wie Nieren, Lunge, Leber und Gehirn. Die giftige Metalle reichern sich im Körper an und haben dort sowohl akute als auch chronische Auswirkungen. Viele toxische Metalle sind als karzinogen eingestuft.
Ergebnisse
In den Zähnen von Kindern, die in Industriegebieten, in der Nähe von Minen oder in von bewaffneten Konflikten betroffenen Regionen leben, wurden höhere Werte an Metallen, insbesondere Blei, festgestellt, zeigen die Ergebnisse der Übersichtsstudie. Obwohl zwei von fünf Studien auf einen möglichen Zusammenhang zwischen den Rauchgewohnheiten der Väter und erhöhten Bleikonzentrationen hinwiesen, wurde kein eindeutiger Zusammenhang zwischen Passivrauchexposition und den im Zahngewebe gefundenen Blei- und Cadmiumwerten festgestellt. Ebenso wurde kein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Quecksilber- und Bleigehalt und dem Auftreten von Autismus festgestellt.
Zusammenfassend, so die Autoren, sind Milchzähne ein wertvolles biologisches Material für die Bewertung der chronischen pränatalen und frühen postnatalen Exposition gegenüber toxischen Metallen, das als Ausgangspunkt für die weitere Erforschung von Krankheiten unbekannter Ätiologie, wie Autismus, dienen und in Zukunft klinische Bedeutung für deren Prävention und Behandlung haben könnte. Sie ist auch für die Überwachung der Umweltverschmutzung von Bedeutung.
Die Konsolidierung von Informationen über die Anreicherung giftiger Metalle in den Zähnen von Kindern könnte das Bewusstsein für die weltweite Umweltverschmutzung durch giftige Metalle schärfen und Maßnahmen fördern, die zur Verringerung von Umweltverschmutzung beitragen, so die Wissenschaftler.
Zur Methodik:
Die systematische Übersichtsarbeit wurde in Übereinstimmung mit den PRISMA-Leitlinien und gemäß dem PICO-Rahmen durchgeführt. Die Bewertung der Qualität erfolgte anhand der Checkliste des Joanna Briggs Institute (JBI) für quasi-experimentelle Studien. Die Literaturrecherche wurde in den Datenbanken PubMed, Scopus und Web of Science unter Verwendung der folgenden Schlüsselwörter durchgeführt: Milch, Milchzähne, Milchzähne, Zähne, Gebiss, Schwermetalle, toxische Metalle. Letztendlich wurden 20 Studien in die Überprüfung einbezogen.
Zawiślak, I. et al.: „Toxic Metal Content in Deciduous Teeth: A Systematic Review“. Toxics 2025, 13, 556. DOI: https://doi.org/10.3390/toxics13070556