Reinhardt mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigt
Welche Rolle spielen Haus- und Facharztpraxen in künftigen Versorgungskonzepten? Wie attraktiv ist mit Blick auf die erkennbaren Perspektiven künftig (noch) die Niederlassung in eigenverantwortlicher Selbstständigkeit? Welche Kooperationen oder Praxisformen bieten Voraussetzungen für attraktives Arbeiten? Und: Welche politischen Rahmenbedingungen braucht es, um die Praxen als tragende Säule der Versorgung zu sichern und zu stärken? Diese Fragen bestimmten die Diskussionen auf der Hauptversammlung, insbesondere vor dem Hintergrund der Herausforderungen in der Niederlassung in einem im Umbruch befindlichen Gesundheitssystem.
„Mehr Geld ins System wird es nicht geben“
Die gesamtpolitische Ausgangssituation hatte der – auf der Versammlung mit überwältigender Mehrheit im Amt bestätigte – Vorsitzende des Hartmannbundes, Dr. Klaus Reinhardt, im Vorfeld der spannenden Expertendiskussion skizziert. Durch Rezession, dramatische Rückstände in der Infrastruktur, notwendige Investitionen in die Landesverteidigung, Fachkräftemangel und Nachteile im globalen Wettbewerb gerieten vor allem auch die sozialen Sicherungssysteme zunehmend unter Druck. „Mehr Geld ins System wird es deshalb nicht geben“, zeigte sich Reinhardt überzeugt. Bei den anstehenden Reformprojekten – von Krankenhausreform über das Primärversorgungssystem bis hin zur Notfallreform – gehe es deswegen vor allem um den effizienteren Einsatz vorhandener Ressourcen.
„Reformen werden nicht zu Einsparungen führen“
Zu finanziellen Einsparungen würden die Reformen, mindestens kurz- bis mittelfristig, nicht führen, so der Hartmannbund-Vorsitzende weiter. Er erneuerte darum seinen Appell, der Prävention höheres Gewicht zu verleihen. „Das ist hoch überfällig. Wir brauchen Gesundheitskompetenz schon im Kindergarten und in der Schule. Auf Tabak und Alkohol sind Abgaben überfällig“, so Reinhardt. Er mahnte abschließend an, auch in einer modernen, technikgetriebenen Welt nicht das Ziel des Erhalts einer persönlichen, auf Beziehung gründenden individuellen Form der ärztlichen Behandlung und die Bedeutung des freien Berufes aus den Augen zu verlieren.
Auch Gesundheitsministerin Nina Warken machte als Gast der Hartmannbund-Versammlung deutlich, dass es auf die anstehenden grundlegenden Fragen keine einfachen Antworten geben werde. „Ein Weiter so darf es nicht geben. Der Handlungsdruck ist groß. Deutschland braucht es, Deutschland kann es“, sagte Warken. Bei der Krankenhausreform werde man noch intensiv über Geld reden müssen. Dies sei schwieriger als die Diskussion über Fristen. Sie appellierte an alle Beteiligten, dabei an einem Strang zu ziehen.
Die Ministerin verteidigte ihre geplante Apothekenreform, wofür sie anschließend noch einmal Gegenwind vom Hartmannbund-Vorsitzenden erhielt. Sie unterstrich die Notwendigkeit von Bürokratieabbau und kündigte ein Gesetz zum besseren Schutz von Gesundheitspersonal und Rettungskräften an – „auch durch Strafverschärfung“. Die geplante Einführung eines Primärarztsystems bezeichnete Warken als Paradigmenwechsel und thematisierte im Zusammenhang mit Steuerung auch mögliche „Sanktionen oder Boni“.
Keinen Zweifel ließ die Ministerin im Zusammenhang mit den geplanten Gesetzesvorhaben an ihrem Willen, ärztliche Expertise umfänglich einzubinden. Wie bereits in den Tagen zuvor angedeutet, sagte Warken abschließend zu, die Verabschiedung einer neuen GOÄ nun zeitnah auf den Weg zu bringen und würdigte in diesem Kontext „zehn Jahre intensive Arbeit der Vorbereitung“ durch Bundesärztekammer und GKV-Verband.







