Landesweite Protestaktion

Zahnärzte in Niedersachsen schließen Praxen

LL
Politik
Am 1. Februar sollen viele Zahnarztpraxen aus Protest geschlossen bleiben. Sie warnen vor einer drohenden Unterversorgung und fordern die Rücknahme der Budgetierung. Die Aktion wird vom Landesverband Niedersachsen des Freien Verbands Deutscher Zahnärzte (FVDZ) initiiert.

Die niedergelassenen Zahnärzte wollen damit ein deutliches Warnsignal aussenden, informiert der FVDZ Niedersachsen. Der Protest richtet sich gegen die unterschiedlichen Vergütungen der gesetzlichen Krankenkassen. Während die Ersatzkassen den von Zahnärzten im Mittel pro Patient und Vierteljahr erbrachten Fallwert von 145 Euro vergüten wollen, sind die Primärkassen dazu mit einem angebotenen Fallwert von 110 Euro nicht bereit, heißt es. Das führe zu einer Nichtvergütung der erbrachten zahnärztlichen Leistungen von bis zu 50.000 Euro im Einzelfall einer Praxis für das Jahr 2023, rechnet der Verband vor.

Zum anderen lautet die dringende Forderung, die Budgetierung umgehend zurückzunehmen. Mit dieser Vergütungspraxis könne nicht nur die Zahnmedizin, sondern jeglicher selbstständige Berufsstand nicht existieren, betont Dr. Markus Braun, der Landesvorsitzende des FVDZ Niedersachsen.

„Versorgung ist zunehmend nicht mehr möglich“

Im Fokus steht auch die Problematik fehlenden Nachwuchses in ländlichen Regionen. Im Niedersachsen schließen immer mehr Praxen vorzeitig, gleichzeitig gibt es weniger Übernahmen, meldet der Landesverband. Für jüngere Zahnärzte sei es immer weniger attraktiv, unter den aktuellen Bedingungen dort in die Niederlassung zu gehen, so Braun. Besonders betroffen sei Ostfriesland. Weitere Forderungen umfassen den Abbau der Bürokratie im Praxisalltag sowie eine sichere, dem Datenschutz entsprechende Digitalisierung.

„Mit diesem Protest zeigen wir als FVDZ auf, dass eine fachlich, qualifizierte zahnmedizinische Versorgung der Patienten sowie wirtschaftliche Praxisführung unter den rigiden Rahmenbedingungen von Budgetierung, überbordender Bürokratie und deutlich steigender Praxiskosten als selbständiger Berufsstand zunehmend nicht mehr möglich ist“, fasst Braun zusammen.

Weitere Protesttage im März sind Mai sind geplant

Die Notfallversorgung für die Patienten ist durch Vertretungen vor Ort gesichert. Hier informieren am Protest mitwirkende Praxen zum Beispiel durch telefonische Ansagen. Weitere Protesttage sind für den 28. März sowie den 8. und 21. Mai geplant.

Der FVDZ ist nach eigenen Angaben mit mehr als 30.000 Mitgliedern der größte, zahnmedizinische Berufsverband auf Bundesebene. In Niedersachsen gibt es rund 4.250 niedergelassenen Zahnärzte (Stand 2022), etwas mehr als 1.500 sind Mitglied im FVDZ. Jahr 2014 waren im Flächenland noch 5.200 Zahnmediziner ambulant tätig. Das bedeutet einen Rückgang von 20 Prozent der Niederlassungen binnen von acht Jahren, die die Angaben im Statistisches Jahrbuch 2022/23 der Bundeszahnärztekammer zeigen.

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