Fossilfund könnte bis zu 1,9 Millionen Jahre alt sein

Zahnarzt entdeckt Kieferknochen im Küchenboden

LL
Gesellschaft
Beim Umbau im Haus seiner Eltern ist ein Zahnarzt in Großbritannien auf die Überreste einer längst ausgestorbenen menschlichen Spezies gestoßen. Experten schätzen den Fund als echt ein.

Auf der Online-Plattform Reddit lud vor einiger Zeit ein User, der sich „Kidipadeli75“ nennt, das Foto eines in einer Travertinfliese eingelassenen Kieferknochens hoch und dürfte sich wohl über die große Aufmerksamkeit seines Posts gefreut haben. Zunächst griff die britische Daily Mail den Fund auf und fragte Experten nach dessen möglicher Echtheit.

In Travertin-Steinbrüchen in der Türkei gab es bereits mehrere Homininen-Funde. Travertin ist ein kalziumreicher Kalkstein, der nach dem Abbau oft für Fliesen zugeschnitten und als Natursteinboden angeboten wird. Es könne sich also tatsächlich um einen zwischen 24.000 bis zu 1,9 Millionen Jahre alten Fossilfund handeln, bewerteten die kontaktierten archäologischen Experten. Der relativ schmale Knochen eines Unterkiefers könnte zu einem ausgestorbenen Hominin, sprich einem Menschenaffen wie Homo erectus oder auch einem Neandertaler zugeordnet werden.

Platz im Unterkiefer typisch für die Anatomie des Homo erectus

Es überrasche sie nicht, dass in diese Art von Stein Knochen eingebettet sind, sagte etwa Angelique Corthals, Professorin für forensische Anthropologie am John Jay College of Criminal Justice, gegenüber DailyMail.com. „Das ist ziemlich normal. Das Ungewöhnliche ist, dass man das Glück hat, einen eingebetteten Hominin-Kiefer zu finden“. Es wurden bereits Fossilien von Homo erectus und Homo heidelbergensis aus dieser Art von Stein ausgegraben.

Corthals wies bei ihrer Analyse auf den Alveolarfortsatz hin, der die Zahnfächer trägt. Beim modernen Menschen sei dieser Abschnitt des Knochens nicht besonders lang. Beim gefundenen Kieferknochen befände sich hier jedoch eine große Menge an Material. Das sei eher charakteristisch für die Anatomie des Unterkiefers des Homo erectus. Auch die Gesamtbreite des Unterkiefers ließe auf die Zugehörigkeit eines Homo erectus schließen.

„Fund kann nicht zu einem modernen Menschen gehören“

Wenn der Kieferknochen zu einem Neandertaler gehört, könnte er zwischen 24.000 und 200.000 Jahre alt sein. Gehört er zu einem Mitglied des Homo erectus, könnte er zwischen 108.000 und 1,9 Millionen Jahre alt sein, heißt es. Da eine Fossilisation sehr lange dauert, sei es wahrscheinlich, dass dieser Kieferknochen sehr alt ist, erklärt Corthals. Sie hält es für unwahrscheinlich, dass der Fund zu einem modernen Menschen gehört. Der Fund mache das renovierte Haus also nicht zu einem Tatort.

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