Elektronische Patientenakte

EU-Kommission empfiehlt "grenzübergreifenden Zugriff"

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Nach dem Willen der EU-Kommission sollen Patienten auch im europäischen Ausland künftig Zugriff auf ihre Patientendaten haben. Sie schlägt den EU-Mitgliedsstaaten dafür den Aufbau eines grenzübergreifenden Systems vor.

Die EU-Kommission legte am 6. Februar eine Reihe von Empfehlungen für die Schaffung eines sicheren Systems vor, das den Bürgern den Zugang zu ihren elektronischen Patientenakten in allen Mitgliedstaaten ermöglicht.

"Die Menschen möchten einen sicheren und vollständigen Online-Zugang zu ihren eigenen Gesundheitsdaten, unabhängig davon, wo sie sich befinden", erklärte dazu Andrus Ansip‚ Vizepräsident der EU-Kommission. Angehörige der Gesundheitsberufe benötigten zudem zuverlässige Gesundheitsdaten, um besser fundiert und schneller behandeln zu können.

Doppeluntersuchungen könnten vermieden werden - das spart auch Geld, argumentiert die Kommission

"Wie viele von uns haben sich auf Reisen oder beim Umzug in einen anderen Mitgliedstaat schon gewünscht, auf unsere eigenen medizinischen Daten zugreifen und sie an den Arzt vor Ort weitergeben zu können? Darüber hinaus hat die Möglichkeit zur sicheren Weitergabe medizinischer Informationen an Ärzte im Ausland nicht nur das Potenzial, die Qualität unserer Gesundheitsversorgung wesentlich zu verbessern, sondern kann sich außerdem positiv auf die Gesundheitsbudgets auswirken. Es ist weniger wahrscheinlich, dass teure medizinische Untersuchungen, wie bildgebende Verfahren oder Laboranalysen, wiederholt werden müssten", ergänzte Vytenis Andriukaitis‚ EU-Kommissar für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit.

Finnland macht es vor - Deutschland hinkt hinterher

Einige Mitgliedstaaten haben bereits begonnen, Teile der elektronischen Patientenakten grenzüberschreitend zugänglich und austauschbar zu machen. Seit dem 21. Januar 2019 können zum Beispiel finnische Bürger in Estland Arzneimittel unter Verwendung elektronischer Verschreibungen kaufen. Luxemburgische Ärzte sollen schon bald auf 'Patientenkurzakten' tschechischer Patienten zugreifen können.

Deutschland kommt dagegen beim Aufbau einer elektronischen Patientenakte nur schleppend voran. Eine aktuelle Studie der Stiftung Münch zeigt: Deutschland hat bei der Implementierung der elektronischen Patientenakte in den vergangenen zwei Jahren weiter den Anschluss an andere europäische Länder verloren und liegt nun auf Platz 13 von 20 untersuchten Ländern.

Die Empfehlung der EU-Kommission lautet nun, die bereits bestehenden Kooperationen auszubauen und gemeinsame technische Standards zu erarbeiten. Erklärtes Ziel ist die Entwicklung eines europäischen Austauschformats für elektronische Patientenakten (European Electronic Health Records).

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