Sauber(er), aber noch nicht rein
Organisiert hat Museumsleiter Andreas Haesler den „Hygiene-Schatz“ aus Budapest. Deshalb kommt er beim Erzählen gleich auf den Pionier der Händedesinfektion, den ungarisch-österreichischen Arzt Ignaz Semmelweis (1818–1865), zu sprechen. Mit mahnendem Zeigefinger rezitiert er dessen Erkenntnis: „Wascht euch die Hände, bevor ihr in die Geburtsstation geht!“ Und schon springt man zurück in die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Man kann die Geschichte der Sterilisation zwar bereits in der Antike beginnen lassen und Feuer, kochendes Wasser und Wein als die ersten Antiseptika bezeichnen, doch der entscheidende Wissenszuwachs bei der Sterilisation medizinischer Instrumente gelang erst in den 1860er- bis 1880er-Jahren. „Vorher gab es nur Kochgeräte“, sagt Haesler. Angesichts der horrenden Infektionszahlen und Sterberaten war der Handlungsbedarf immens, doch nur langsam wuchs aus den Beobachtungskenntnissen wissenschaftliche Erkenntnis. Noch war die Wissenslücke zu groß.
Wie (der heiße) Dampf in die Entwicklung kam
Der „game changer“ war die Identifikation von Mikroorganismen als Krankheitserreger. Neben Semmelweis gehören hier die bekannten Namen in die Ahnengalerie: Louis Pasteur, Robert Koch, Joseph Lister, Emil von Behring, Ernst von Bergmann. Jedenfalls revolutionierte die Keimtheorie der Entstehung von Krankheiten in der Folge die Hygienestandards durch die Einführung von Antiseptika und der Dampfsterilisation. So viel zur großen Linie.
Denn nachdem der Feind enttarnt war, konnte die Suche nach effektiven Gegenmitteln beginnen: Die Erfindung des ersten Autoklaven wird Dr. Charles Chamberland im Jahr 1879 zugeschrieben (Wikipedia). Er erkombinierte, dass desinfizierender Dampf bei einer bestimmten Hitze über längere Zeit und hohem Druck geeignet war, um Sporen abzutöten, also Instrumente sterilisieren konnte.
Und was konnte nun der Kupferkasten?
„Unser Heißluft-Sterilisator hier ist ganz frühe Hygiene-Geschichte, aus Kupfer, noch Batterie-betrieben und mit einer Temperaturkontrolle über die Bi-Metall-Kontakte“, beschreibt Haesler das Gerät im Dentalmuseum. Wir befinden uns noch in der experimentellen Phase: Die Temperaturkontrolle funktionierte nicht zuverlässig, die Elemente reagierten empfindlich auf Druck, Feuchtigkeit oder Verschmutzung. Außerdem beeinflussten die Qualität der Materialien und die Konstruktion des Geräts die Präzision der Temperaturüberwachung. Doch Haesler weiß sein Exponat richtig einzuschätzen – „ein Meilenstein der Infektionsprävention!“