Neuer Phantomsimulationssaal an der MLU eingerichtet
Die zahnmedizinische Fakultät an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg (MLU) erweitert ihre Ausbildung: In einem eigens umgebauten Bereich stehen den Studierenden nun neue, modern gestaltete Arbeitsplätze zum Üben prothetischer Behandlungsverfahren an Modellköpfen zur Verfügung. Spezielle Scanner ermöglichen die Erstellung präziser 3D-Modelle des Gebisses, die anschließend digital bearbeitet werden können. So soll der Zahnersatz künftig digital konstruiert und angefertigt werden können. Ziel sei es, angehende Zahnmedizinern sowohl mit konventionellen als auch mit digitalen Verfahren vertraut zu machen. Für die Umsetzung investierte die MLU rund 700.000 Euro aus Haushaltsmitteln.
„Bei der Versorgung von Patienten und Patientinnen kommen noch häufig Abdruckverfahren zum Einsatz, bei denen das Gebiss mit einem Abformlöffel erfasst wird. Die Negativform wird dann mit Gips ausgegossen, um ein Modell zu erstellen. Das ist ein zeitaufwändiger und bisweilen fehleranfälliger Prozess“, erklärt Prof. Dr. Jeremias Hey, Direktor der Universitätspoliklinik für Zahnärztliche Prothetik und Alterszahnmedizin.
Mithilfe von Intraoralscannern ließe sich das inzwischen auch digital erledigen. Drei mobile Geräte dieser Art setzt die hallesche Prothetik nun in der Lehre ein. „Das geht nicht nur etwas schneller, sondern wird auch als angenehmer empfunden. Die Studierenden sollen schlussendlich beide Verfahren beherrschen“, so der Zahnmediziner weiter.
Anhand der per Scanner gewonnenen 3D-Daten lässt sich am Computer der Zahnersatz konstruieren. Anschließend wird das Design an ein Fräszentrum weitergeleitet, in dem die Werkstücke aus Keramik oder langlebigem Kunststoff entstehen. So wird der Herstellungsprozess von Kronen, Brücken und Aufbissschienen zunehmend digitaler. Die Technik kommt in einem umgebauten Raum mit 24 neu eingerichteten Arbeitsplätzen zum Einsatz.
Ab sofort findet dort der vorklinische Studienabschnitt in der zahnärztlichen Prothetik statt. Die ergonomischen Arbeitsplätze sind mit Phantomköpfen der neuesten Generation mit Flüssigkeitsabsaugung ausgestattet, berichtet die Universität. An diesen Modellen lassen sich individuelle Kiefer anbringen, um verschiedene Szenarien zu simulieren und realitätsnah üben zu können.
Ausbildung mit Blick auf die ländliche Versorgung
„Wir haben jetzt eine Technik etabliert, die dabei hilft, Zahnmedizinern zusätzliche digitale Kompetenzen zu vermitteln. Durch die Möglichkeit, Datensätze schnell über große Distanzen in die Produktion zu bringen, wappnen wir sie auch für die strukturellen Herausforderungen einer ländlichen Region wie Sachsen-Anhalt. Gleichzeitig modernisieren wir kontinuierlich die technische Ausstattung in der zahnmedizinischen Ausbildung. Im Hochschulranking des Centrums für Hochschulentwicklung wurde diese zuletzt im Jahr 2024 als überdurchschnittlich gut bewertet“, betont Prof. Dr. Heike Kielstein, Dekanin der Medizinischen Fakultät der MLU.
Der Studiengang Zahnmedizin wird in Sachsen-Anhalt ausschließlich in Halle angeboten und blickt auf eine lange Tradition zurück. Die jüngste Modernisierung des Phantomsimulationssaals orientiert sich an den Zielen der neuen zahnärztlichen Approbationsordnung, die seit dem Wintersemester 2020/21 in Kraft ist und einen verstärkten Fokus auf Digitalisierung sowie eine praxisnahe Ausbildung legt.