Bundesverband der Medizinischen Versorgungszentren (BMVZ)

BMVZ rechnet mit Einführung eines Transparenzregisters für I-MVZ

mg
Experten des BMVZ halten die Einrichtung eines Transparenzregisters in der kommenden Legislatur für wahrscheinlich. Die jüngsten Entwicklungen zeigen auch, wie wichtig eine Offenlegung der Verflechtungen ist.

„Ich glaube, es ist eine der ersten Debatten, die vom Gesundheitsausschuss aufgegriffen werden”, sagte BMVZ-Geschäftsführerin Susanne Müller gestern am Rande einer Online-Informationsveranstaltung des Verbands.

"Es handelt sich um reine Symbolpolitik!"

Der Grund ist aus ihrer Sicht jedoch nicht, dass die Maßnahme nötig oder sinnhaft, sondern dass sie „so schön griffig” sei. „Es handelt sich um reine Symbolpolitik”, behauptete Müller weiter. Sie beharrte darauf, dass schon jetzt alle nötigen Informationen auf Ebene der verschiedenen Kassenärztlichen und Kassenzahnärztlichen Vereinigungen verfügbar seien und nur noch zusammengeführt werden müssten, „dann kann man die Verflechtungen gut erkennen”.

Schließlich gestandsie aber doch ein, dass die bei manchen MVZ-Trägern anzutreffenden Holdingstrukturen nur für Fachleute ersichtlich seien. Für den BMVZ ist das aber kein Widerspruch, Müller hält es für eine Scheinargumentation, dass Patienten ein Interesse haben, zu wissen, mit wem sie es zu tun haben. „Der Patient will einen guten Arzt haben, dem ist egal, wer der Träger der Praxis ist”, sagte sie. 

Zahl der MVZ stieg im vergangenen Jahr um 15 Prozent

Jüngste Zahlen der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) zeigen hingegen, dass eine Offenlegung der Verflechtungen perspektivisch immer wichtiger wird. So stieg die Zahl der an der vertragszahnärztlichen Versorgung teilnehmenden MVZ in Deutschland weiter an: Ende Juni 2021 betrug sie 1.184 (alte Bundesländer inkl. Berlin: 1.091, neue Bundesländer ohne Berlin: 93). Damit nahm die Zahl gegenüber dem Vorjahresquartal um 15 Prozent zu.

Vor dem Inkrafttreten des GKV-Versorgungsstärkungsgesetzes im Juli 2015 belief sich die Zahl der MVZ in Deutschland, die damals nur fachgruppenübergreifend betrieben werden konnten, auf 28. Seitdem sind 1.156 neue MVZ zugelassen worden, davon mit 1.085 die überwiegende Mehrheit als fachgruppengleiche MVZ.

Ende Juni 2021 befanden sich nach Angaben der KZBV 914 MVZ (77,2 Prozent) in zahnärztlicher Trägerschaft, 264 MVZ (22,3 Prozent) in Krankenhausträgerschaft, fünf MVZ (0,4 Prozent) in ärztlicher Trägerschaft und ein MVZ (0,1 Prozent) in kommunaler Trägerschaft. Zu beobachten sei, dass sich in den letzten Jahren eine zunehmende Anzahl von MVZ-Gründungen durch Krankenhäuser abzeichnet, da insbesondere Fremdinvestoren zumeist über ein finanzschwaches Krankenhaus MVZ gründen.

241 MVZ mit Finanzinvestoren

Zur Verdeutlichung: Gab es Ende 2016 nur 16 MVZ in Krankenhausträgerschaft, waren es ein Jahr später 39, Ende 2018 schon 73 und Ende 2019 bereits 165. Ende 2020 konnte mit 223 MVZ ein weiterer Anstieg von MVZ in Krankenhausträgerschaft festgestellt werden, der sich auch im zweiten Quartal 2021 fortsetzt. Zum Stichtag 30. Juni waren es 264 MVZ – von denen 241 MVZ Finanzinvestoren zuzurechnen sind.

Dass der Expansionswillen der größten Finanzinventoren ungebremst ist, zeigt beispielhaft die Übernahme von Curaeos durch die Jacobs Holding. Via Colosseum Dental Group, EQT und anderen Minderheitsaktionären wurde sich der führende europäische Anbieter zahnmedizinischer Dienstleistungen mit Niederlassungen in den Niederlanden, Italien, Deutschland, Dänemark und Belgien einverleibt. Mit Curaeos steigen die zahnmedizinischen Dienstleistungen der Jacob Holding auf nahezu 800 Kliniken mit mehr als 13.000 Fachkräften. Erwartet wird ein Jahresumsatz von über 1,5 Milliarden Euro.

Mit der Übernahme entsteht nicht nur der größte Anbieter, sondern erstmals ein Investoren-getragenes Gebilde mit zwei Krankenhäusern als Träger. Die Anzahl der angestellten Zahnärzte kann sich damit am Standort verdoppeln.

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