Mit dem Dentalmuseum durch 2025 – Teil 11

Ich packe meinen Koffer

570186-flexible-1900
Die Entscheidung des Patienten für die eine und gegen die andere Versorgung setzt voraus, dass er weiß, was er wählen kann. Und das muss man ihm vorher natürlich zeigen und erklären – nur so lässt sich ein „informed consent“ einholen. Die diesmalige Haltestelle auf dem Zeitstrahl der Zahngeschichte ließe sich mit „Anfänge der Patientenaufklärung“ überschreiben.

Heute googeln die Patientinnen und Patienten Ihre Leistungen, scrollen sich durchs Portfolio, recherchieren die Kommentare und Empfehlungen auf Ihrer Website. Sie wollen wissen, was Sie so drauf haben, was Sie (anbieten) können. Früher hing „die Website“ noch vor der Tür im Schaukasten.

„Als die Geschichte der Patienten-Demonstrationssets irgendwann in den 1880er-Jahren anfing, haben sich in den Folgejahren einige größere Praxen diese Koffer angeschafft und auch draußen in Schaukästen aufgehängt“, erklärt Museumsleiter Andreas Haesler. Neben der Funktion als Visitenkarte wurden die Modelle drinnen zur Patientenaufklärung genutzt.

Der Clou war, dass damit jede individuelle Patientensituation nachgebaut werden konnte. Alles ließ sich ineinanderstecken, Zähne (ebenso wie alle darunter liegenden Teile, die das Zahnfleisch darstellen) konnten einzeln entfernt und ausgetauscht werden. „Phänomenal, wie exakt die das gemacht haben“, schwärmt Haesler.

Nach dem Ersten Weltkrieg begann Wekabe seriell Patientenaufklärungskästen anzufertigen, um zu zeigen, wie Prothetik aussehen kann. Der Markt war riesig – und international, die Firma hat auch englische, US-amerikanische und französische Patente herausgegeben.

Was lässt sich demonstrieren und be-greifen?

Das Inventar der Koffer-Schaukästen zeigt nicht nur die Möglichkeiten der Patientenaufklärung, sondern spiegelt auch den Stand der Zahnheilkunde ihrer jeweiligen Zeit wider. „Ich kann Ihnen eine Schwebebrücke machen, oder eine mit Porzellanzähnen.“ Beim Inlay gab es die Wahl zwischen Amalgam, Zement, Glas oder Porzellan; den neuen Zahn aus Stahl, Kautschuk oder Gold? Verschiedene Kronen- und Brückenkomponenten, Geschiebe, Gussplatten, Prothesen, Dolder-Stege. Partielle Zähne, kranke Zähne, angebrochene Zähne. Ich packe meinen Koffer und nehme mit ..., alles da.

Und wie kamen diese Schätze ins Dentalmuseum? Schließlich liegen die Patientenkästen in drei verschiedenen Größen in der Vitrine. Haesler erinnert sich noch, wie der Besucher „mit dem Koffer durch die Tür schlenkerte“. Es war wie so oft: Anderswo – dieses Mal war es Zürich – wurde eine Sammlung aufgelöst oder ein Museum geschlossen. Und wie immer öffnete Haesler seine Arme, um zu bewahren, was sonst verloren geht. 

Melden Sie sich hier zum zm-Newsletter des Magazins an

Die aktuellen Nachrichten direkt in Ihren Posteingang

zm Heft-Newsletter


Sie interessieren sich für einen unserer anderen Newsletter?
Hier geht zu den Anmeldungen zm Online-Newsletter und zm starter-Newsletter.