Gaza statt Santa Barbara
Für Dr. James Rolfe war es fast so etwas wie ein Reflex, als er im Mai 2025 in den Nahen Osten aufbrach, um dort Palästinenser zu behandeln. 2003 hatte der Zahnarzt die gemeinnützige Organisation „Afghanistan Dental Relief Project“ gegründet, um mittellose und vom Krieg gebeutelte Menschen zahnmedizinisch zu versorgen. Bis heute sollen in seiner Klinik mehr als eine Viertelmillion Menschen behandelt worden sein. Und obwohl er sich im besten Rentenalter von 85 Jahren befindet, betreibt er in seiner Heimatstadt Santa Barbara in Kalifornien eine 24-Stunden-Notdienst-Praxis, deren Gewinne er für seine Hilfseinsätze verwendet.
„Ich bin einfach proaktiv“, sagte Rolfe dem Radiosender KCLU. Von der dramatischen Situation der Menschen in Gaza aufgewühlt, wandte er sich kurzerhand an die Vereinten Nationen (UN) und bot seine Hilfe an. Da er nicht direkt nach Gaza reisen durfte, arrangierte man für ihn die Möglichkeit, in der Westbank zahnärztliche Hilfe zu leisten. Am 19. Mai flog er zum nächstgelegenen Flughafen in Tel Aviv – allerdings als Tourist, wie er erst kurz vorher erfuhr.
„Ich konnte keine Instrumente mitnehmen, weil die Israelis mich nicht aus dem Flughafen gelassen hätten, wenn ich etwas dabei gehabt hätte, das den Palästinensern helfen könnte“, sagte Rolfe, der damals auf vier gepackten Koffern mit Arbeitsmaterialien saß. „Die Vereinten Nationen sagten, ich dürfe nichts mitnehmen.“ Zwei Wochen lang unterstützte er darum als Zahnarzt verschiedene Krankenhäuser im Westjordanland. „Ich habe gewusst, dass die Lage der Palästinenser vor Ort wirklich schlimm ist, aber ich stellte fest, dass sie noch schlimmer war“, berichtete er.
Rolfe hat jetzt erneut Vorkehrungen für eine Reise nach Gaza getroffen. Die Genehmigung der UN liegt vor. Im zweiten Versuch will er dann über Ägypten einreisen – mit seiner Ausrüstung. Die Aussicht darauf gebe ihm „einfach ein gutes Gefühl“, sagt er.
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